Faszination Islandpferdereiten – warum ist Islandreiten so beliebt?
Island – das Land der Vulkane, Elfen, Sagen und natürlich der Pferde. Die Insel ist ein Land, das sowohl Abenteurer, Naturliebhaber und Romantiker in seinen Bann zieht. Nicht umsonst wird Island auch das Land aus Feuer und Eis genannt. Die Insel ist nicht nur ein Urlaubsziel, sondern ein Lebensgefühl, eine Leidenschaft, die sich in dem typischen Mustern der berühmten Island-Pullover bemerkbar macht. Doch nicht nur die atemberaubende Natur fesselt seine Bewohner und Urlauber. Es sind vor allem die kleinen, robusten Islandpferde, auf die Islands Bewohner besonders stolz sind.
Die Pferde der Wikinger – was zeichnet Islandpferde aus?
Isländer – die zotteligen Pferde der Wikinger zählen zu den beliebtesten Pferderassen in unseren Breiten. Von den weltweit existierenden 700.000 Tieren, leben 78.000 auf der Insel selbst und 65.000 in Deutschland. Doch warum sind die isländischen Kleinpferde mit den fünf Gängen so beliebt bei großen und kleinen Reitern?
Die Geschichte der Isländer geht bis zum 1.000-jährigen Reich zurück, als die Wikinger von ihren Eroberungen die ersten Pferde mit den weichen Gängen auf die nordische Insel brachten. Bereits 938 nach Christus erließen sie das bis heute bestehende Gesetz, dass keine weiteren Tiere mehr importiert werden dürfen, um die inländischen Pferde vor Krankheiten zu schützen. Auf diese Weise schufen sie eine Reinzucht von charakterstarken, ausdauernden und kräftigen Pferden, deren Wesen und Vielseitigkeit heute noch geschätzt wird.
Islandpferde zeichnen sich durch einen aufgeschlossenen und treuen Charakter aus, sie sind unkompliziert und kooperativ bei der Arbeit. Sie präsentieren sich ausdrucksstark auf Turnieren unter erfahrenen Reitern und können ebenfalls junge Reiter sicher durch unwegsames Gelände tragen. Isländer sind mit einem Stockmaß von rund 140 cm und ihrem stämmigen Körperbau das perfekte Familienpferd.
Da in der Islandpferdezucht mehr Wert auf Charakter und Einsatzfähigkeit gelegt und der Farbe kein Stellenwert eingeräumt wird, weisen Isländer das mitunter größte Farbspektrum innerhalb einer Pferderasse auf.
Zuerst sollte erwähnt werden, dass Isländer regelrechte „Spätzünder“ sind. Erst mit sieben Jahren gelten sie als ausgewachsen, weshalb ihre Ausbildung mit vier, besser mit fünf Jahren beginnen und dementsprechend auch langsamer vonstatten gehen sollte als bei anderen Pferderassen.
Warum können Islandpferde tölten und Pass gehen?
Weitere Besonderheiten an der isländischen Rasse ist, dass sie zwei zusätzliche Gangarten aufweist: den Tölt und den Skeið (Passgang). Während andere Gangpferderassen ebenfalls tölten können – bspw. Paso Finos oder American Saddlebreds – sind Isländer die einzigen Pferde mit der Fähigkeit zum Passgang. Beide Gangvarianten sind in der Mutation des DMRT3-Gen genetisch verankert. Die Genvariante des DMRT3-Gens führt zu einer Kopplung der Nervenzellen im Rückenmark, die die Fußfolgen von Tölt und Pass ermöglicht. Pferde, die in diesem Gen keine Mutation haben, also im Grunde alle Nicht-Gangpferde, sind auch nicht in der Lage zu tölten oder Pass zu gehen. Trotzdem ist auch innerhalb der isländischen Rasse die Genmutation nicht bei jedem Pferd gleich stark ausgeprägt.
Um sich jahrelanges, intensives Training zu sparen, wenn das Pferd am Ende doch nicht töltet oder Pass geht, sollte zuvor ein Pferde-Gentest durchgeführt werden. Dieser klärt darüber auf, ob die notwendige Genvariante des DMRT3-Gens vorhanden ist. Ist diese nicht vorhanden, braucht das Pferd nicht weiter im Tölt oder Skeið trainiert zu werden. Denn wenn die Mutation nicht vorhanden ist, kann selbst ein Isländer nicht tölten.
Ist das „Gangpferde-Gen“ vorhanden, kann das Pferd in den Gangvarianten geschult und gefördert werden. Denn Tölt auf lange Distanzen, wie auch der Skeið bereits auf kurzen Strecken kosten dem Pferd einiges an Muskelkraft, die zuvor systematisch aufgebaut werden muss.
Der Tölt ist eine Viertakt-Gangart ohne Schwebephase, da in jeder der acht Phasen mindestens ein Huf am Boden ist. Dadurch wirkt die Bewegung äußerst erschütterungsarm und ist für den Reiter bequem zu sitzen. Obwohl es für den Reiter sehr bequem aussieht, ist der Tölt für das Pferd nicht ganz ohne: Der Tölt ist ein Balanceakt, der viel Versammlung und Hankenbeugung vom Isländer verlangt. Für ein untrainiertes, nicht gymnastiziertes Pferd ist der Tölt auf lange Distanzen anstrengend und führt aufgrund der fehlenden Bemuskelung zu Taktfehlern. Es gibt Naturtölter, die bereits im Fohlenalter mit Vorliebe tölten und den Tölt dem Trab vorziehen. Doch sobald ein Reiter ins Spiel kommt, wird die Gangvariante zu einem Balanceakt, der trainiert werden sollte.
Der Passgang ist eine laterale Bewegung, bei der sich das Beinpaar derselben Seite synchron bewegt. Zudem besitzt der Skeið eine Flugphase, wobei die Hufe nur kurz den Boden berühren. Für Zuschauer hat es den Eindruck, als würde das Pferd fliegen. Auf Gangpferdeturnieren wird der Pass nur über eine kurze Distanz von 100 bis 250 m im Renntempo bis zu 45 km/h geritten. Der Pass ist für das Pferd sehr anstrengend, weshalb das Pferd dafür gut trainiert werden sollte.
Außerdem darf der Pass nicht allzu häufig und zu lange geritten werden, damit das Pferd nicht ermüdet und verschleißt.
Welche Disziplinen werden auf Gangpferdeturnieren verlangt?
Auf Gangpferdeturnieren unterscheidet man verschiedene Klassen, unter anderem die Gangprüfung, die auf einer Ovalbahn und der Passbahn ausgetragen werden. Hierbei wird die Qualität der Gänge Schritt, Trab, Galopp, Tölt und Pass beurteilt und gewertet. Mit in die Bewertung fließt die Manier des Islandpferdes, wie losgelassen es läuft und ob es sich selbst tragen kann und inwieweit der Reiter einwirken muss. Über die Gangprüfung hinaus gibt es noch Pass- und Töltrennen auf der dafür vorgesehenen Passbahn. Die Kurven der Ovalbahn sind für die hohen Geschwindigkeiten nicht geeignet, weshalb die gerade und ebene Passbahn bevorzugt wird. Des Weiteren können Islandpferde in einer Geschicklichkeitsprüfung antreten, die in Form eines Trails ausgeführt wird. Im Trailparcours wird der Gehorsam, wie auch die präzise Ausführung der Hindernisse bewertet.
Natürlich können Isländer ebenfalls auf englischen Turnieren, wie beispielsweise in der klassischen Dressur vorgestellt werden. Allerdings ist die Ausbildung eines Vier- oder Fünfgängers in diesem Bereich für höhere Niveaus schwerer, weshalb man Islandpferde weniger im Viereck als vielmehr auf der Ovalbahn vorfindet. Die Dressur als Gymnastizierung braucht der Isländer dennoch, da die Lektionen Muskeln aufbauen und die Balance schulen, was er schließlich für Tölt und Pass benötigt.