Hufrehe beim Pferd: Rechtzeitig erkennen und behandeln
Hufrehe – Steckbrief
Was? Entzündung der Huflederhaut, die mit starken Schmerzen verbunden ist
Wer? Übergewichtige, untrainierte Pferde, manche Rassen sind aufgrund des Stoffwechsels dafür prädestiniert
Ursachen? Überlastung (Belastungsrehe), Übergewicht, fütterungs- und hormonellbedingt (Fütterungsrehe), Vergiftungen
Symptome? Warme Hufe, Entlasten der schmerzenden Sohlen durch Abfußen auf den Trachten, häufiges Liegen, nach unten gewölbte Sohle, schlechter Allgemeinzustand, im schlimmsten Fall „Ausschuhen“
Behandlung? Kühlen der Hufe, weich Aufstallen, Hufe dick polstern, Kraftfutter reduzieren, sofern Hufrehe noch nicht chronisch ist, ist sie heilbar
Was ist Hufrehe beim Pferd?
Hufrehe ist eine schmerzhafte Entzündung der Huflederhaut, die nicht durch Keime, sondern durch einen entgleisten Stoffwechsel oder Überlastung der Gliedmaßen hervorgerufen wird. Man unterscheidet zwischen zwei Formen: akuter Hufrehe und chronischer Hufrehe, die von akuten Reheschüben geprägt ist.
Symptome – erste Anzeichen von Hufrehe erkennen
Ein akuter Reheschub läuft in zwei Phasen ab: Die Initialphase bleibt zuerst symptomlos, das Pferd hat keine sichtbaren Schmerzen. Daher bleibt die Hufrehe vom Besitzer oftmals für mehrere Tage unbemerkt, während sich der Allgemeinzustand schleichend verschlechtert.
Erst in der Entzündungsphase kommen starke Symptome zum Vorschein: Das Pferd hat Schmerzen in den Hufen und Gliedmaßen und wird diese durch Gewichtsverlagerungen entlasten (sogenanntes Trachtenfußen). Damit wird auch das Hufeaufheben schwierig bis unmöglich. Der Allgemeinzustand des Pferdes verschlechtert sich so stark, dass es sogar seine Futteraufnahme reduziert. Pferde mit besonders starken Schmerzen liegen häufig und zeigen kolikartiges Verhalten.
Ein weiteres wichtiges Anzeichen einer Hufrehe ist der Huf selbst: Der Tierarzt wird mit einer Hufabtastzange die Hufsohle abdrücken. Reagiert das Pferd auf die Zangenprobe mit Wegzucken, ist dies ein eindeutiges Zeichen für eine Hufrehe. Durch die Entzündung und erhöhte Pulsation im Huf ist dieser ungewöhnlich warm, was man vor allem am Kronrand spüren kann.
Bei einer chronischen Hufrehe ist der Allgemeinzustand meist ungestört, allerdings kommt es zu regelmäßigen Reheschüben. Der Stoffwechsel liegt auf der Goldwaage und reagiert bei minimalem Ungleichgewicht mit einem akuten Reheschub. Die Hornqualität des Hufs wird zunehmend schlechter, die weiße Linie verbreitert sich. Aufgrund des veränderten Gangbildes bei einer Hufrehe wird sich auch die Hornkapsel deformieren. Im schlimmsten Fall ist die Huflederhaut so weit geschädigt, dass sich das Hufbein zuerst absenkt und dann rotiert und gegen die Sohle drückt. Diese wölbt sich nach unten. Wird der Druck zu groß, kann das Hufbein durch die Sohle brechen und es kommt zum sogenannten „Ausschuhen“. Ausschuhen kann für viele Pferde das Todesurteil bedeuten.
Ursachen für Hufrehe beim Pferd
Selbst wenn von Hufrehe häufig übergewichtige und damit untrainierte Pferde betroffen sind, ist das Übergewicht nicht der alleinige Auslöser. Verschiedene Arten von Hufrehe sind nämlich durch unterschiedliche Ursachen bedingt: Wir unterscheiden zwischen Fütterungsrehe, Belastungsrehe und Vergiftungsrehe.
Fütterungsrehe:
Setzt das Pferd aufgrund von fehlerhafter Pferdefütterung und unzureichender Bewegung Fettpolster an, entgleist der Stoffwechsel. Das Pferd verliert die Balance im Zucker- und Insulinhaushalt, worauf das ausgeschüttete Insulin den Blutzucker nicht mehr reguliert. Hinzukommt, dass die Fettpolster Hormone ausschütten, die wiederum die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol ankurbeln. Der Körper ist also dauerhaft gestresst, bis die Entzündungsstoffe gesunde Körperzellen abtöten. Die Entzündung wird zum Dauerbrenner, Leber und Niere kommen mit der Entgiftung nicht hinterher und nehmen Schaden. In der Langzeitfolge entzündet sich schließlich auch die Huflederhaut und fütterungsbedingte bzw. hormonell ausgelöste Hufrehe entsteht.
Vergiftungsrehe:
Eine Hufrehe kann auch durch nicht abgebaute Giftstoffe hervorgerufen werden. Wird die Ursache nicht abgeschafft, überlasten die Entgiftungsorgane. Mehrere Faktoren können zu einer Vergiftung führen:
- Aufnahme von Toxinen wie Schimmel, Pestizide, Giftpflanzen
- Koliken
- Magen-Darm-Erkrankungen
- Medikamente
- Nachgeburtsverhalten bei Zuchtstuten
Belastungsrehe:
Die Huflederhaut kann sich aufgrund einer dauerhaft überhohen Belastung entzünden, beispielsweise bei übermäßigem, unsachgemäßem Training. Auch das ständige Laufen auf hartem, unnachgiebigem Boden kann zu einer Belastungsrehe führen, ebenso wie Fehlbelastungen. Eine mangelhafte Hufpflege und Huffehlstellungen führen zu einer geringeren Durchblutung und damit zur Überlastung der Hufstrukturen.
Hufrehe behandeln: Reheschub gleich Todesurteil?
Nach einer klinischen Untersuchung mit Abtasten und Beurteilung des Allgemeinzustandes, kann der Tierarzt zusätzlich ein Röntgenbild und eine Venographie (Abbildung der Blutgefäße mittels Kontrastmittel) durchführen, um den Schweregrad der Hufrehe festzustellen.
In der Regel sollten die Symptome nach zwei bis 14 Tagen abklingen. Allerdings ist die Todesrate mit 33 % bei Hufrehepatienten relativ hoch, wie eine dänische Studie über die Lebenserwartung von Hufrehe-Pferden herausgefunden hat1.
Wie kann man einen akuten Reheschub behandeln? Durch Kraftfutter reduzieren und Hufe kühlen. Hier hilft nicht nur ein kaltes Wasserbad, auch kühlende Hufglocken, Gamaschen und Bandagen können eingesetzt werden.
Um den Druck auf die schmerzende Sohle zu verringern, sind weiche, sandige Untergründe, eine dicke Einstreu und polsternde Verbände sinnvoll. Auch Hufschuhe mit dick gepolsterten Einlagen sind wertvolle Helfer. Eine dicke Polsterung verringert den Zug auf die Beugesehne und entlastet den Hufbeinträger. So kann einer Hufbeinrotation entgegengewirkt werden.
Diese Maßnahmen sollten solange beibehalten werden, bis die Symptome abklingen und das Pferd schmerzfrei läuft. Wenn möglich, sollte auf Schmerzmittel verzichtet werden, damit die Symptome nicht übertüncht werden und der Stoffwechsel nicht zusätzlich belastet wird.
Helfer bei einem akuten Reheschub
Schaffe Balance von Fütterung und Bewegung, um Hufrehe vorzubeugen
Damit es erst gar nicht zur Entgleisung des Stoffwechsels und einer Entzündung der Huflederhaut kommt, ist ein Gleichgewicht zwischen Bewegung und bedarfsgerechter Fütterung notwendig. Lerne hier, wie eine bedarfsgerechte Pferdefütterung aussieht.
Hat das Pferd bereits einen Reheschub hinter sich, sind Leber und Niere nicht mehr in der Lage, den Körper alleine zu entgiften. Mattigkeit, Leistungsabfall, Blähungen, Koliken, Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen sind bereits Vorboten einer Hufrehe. Unterstütze gezielt den Stoffwechsel und eine gute Durchblutung. Reduziere weiterhin die Stärke- und Zuckeranteile in der Fütterung, um den Insulin- und Blutzuckerspiegel zurück ins Lot zu bringen.
Rehepferde mit Kräutern unterstützen
Bewegung ist für Hufrehe-Pferde das A und O, um Energie zu verbrennen, den Blutzucker einzupegeln und die Durchblutung zu fördern. Regelmäßige, gleichmäßige Bewegung hilft bei der Gewichtskontrolle und unterstützt die Genesung nach einem Reheschub. Die Bewegung sollte schnellstmöglich nach einem akuten Reheschub wiederaufgenommen werden. Gehe hier aber behutsam vor:
- Führe das Pferd nur so lange, wie es beschwerdefrei geht
- Erhöhe die Belastungsdauer langsam, aber kontinuierlich
- Wird es dem Pferd zu viel, sollte die Belastungsdauer zurückgefahren werden
- Wähle weiche Untergründe oder dick gepolsterte Hufschuhe
- Vermeide enge Wendungen, gehe viel geradeaus
- Vermeide Höchstbelastungen, gleichmäßige Schrittbewegung ist besser
- Gehe nicht unter Medikamenteneinfluss spazieren und lass das Pferd nicht unter Schmerzmitteln auf den Paddock, wo es sich übernehmen kann.
Auf der Weide erhält das Pferd zwar viel freie Bewegung, das frische Gras kann allerdings den Blutzucker- und Insulinpegel erhöhen. Damit das Rehepferd nicht Unmengen an zuckerhaltigem Gras zu sich nimmt, kann ein Maulkorb oder eine Fressbremse die Futteraufnahme regulieren.
Quellen:
1N. Luthersson, M. Mannfalk, T. Parkin, P. Harris: Laminitis: Risk Factors and Outcome in a Group of Danish Horses, URL: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0737080615300125 (Stand: 15.03.2024).