Welches Kraftfutter & Raufutter benötigt mein Pferd?
Das Pferd ist ein Dauerfresser, das sich in der Natur mindestens 16 Stunden am Tag grasend fortbewegen und ständig kleine Futtermengen zu sich nehmen würde. Auch unsere domestizierten Pferde haben dieses Bedürfnis, da erst ab einer gewissen Anzahl an Kauschlägen das Sättigungsgefühl einsetzt. Aufgrund seiner Grobheit und seiner Zusammensetzung bildet Raufutter die Basis in der Pferdefütterung. Kraftfutter kann, je nach Arbeitsintensität, als Ergänzung zugefüttert werden.
Was ist Raufutter und warum ist Heu für Pferde so wichtig?
Unter den Begriff Raufutter fällt zum einen das trockene Raufutter (Heu, Stroh) und zum anderen feuchtes Raufutter (Heulage). Generell zählen zum Raufutter alle Futtermittelarten, die einen hohen Anteil an Trockensubstanz besitzen. Getrocknetes Gras in Form von Heu darf eine maximale Restfeuchte von maximal 15% haben, um keine Fehlgärungen im Verdauungstrakt des Pferdes zu verursachen. Bei feuchtem Raufutter wie Heulage liegt die Restfeuchte mit ca. 30% höher als bei Heu.
Bedeutungsvoll für das Pferd ist Raufutter dadurch, dass dem Pferd über das Futter viele schwerverdauliche, pflanzliche Strukturelemente zugeführt werden. Cellulose, Hemicellulose und Pektin kann das Pferd erst dank der 20 Kilogramm Bakterien im Dickdarm verdauen. Diese setzen für das Pferd essentielle Vitamine, Spurenelemente und Mineralien frei, die es dann über die Darmwand absorbieren kann.
Neben dem sensiblen Verdauungsapparat spielt die Kautätigkeit bei dem Dauerfresser Pferd eine wichtige Rolle. Der Magen des Pferdes hat keine Dehnungsrezeptoren wie beispielsweise ein Hundemagen, der bei einer gewissen Füllung dem Tier ein Sättigungsgefühl vermittelt. Für das Pferd spielt die Anzahl der Kauschläge pro Minute eine wichtige Rolle. Ein heufressendes Pferd führt in einer Stunde circa 3.500 Kauschläge durch, ist aber erst nach circa 35.000 Kauschlägen satt. Damit das Pferd also nicht schlingt, sondern sein Heu gemütlich kaut und ordentlich einspeichelt, sind sogenannte Slow Feeder, beispielsweise Heunetze empfehlenswert.
Raufutter ist ebenso für die Zahngesundheit bedeutend. Pferdezähne stoßen jährlich 2-3 Millimeter nach und reiben sich durch das Kauen von grobem Futter ab. Ist die Nahrung zu fein, werden die Zähne nicht stark genug abgerieben und es kommt schneller zu Unregelmäßigkeiten und scharfen Kanten im Gebiss, die durch einen Pferdezahnarzt frühzeitig korrigiert werden müssen.
Welches Raufutter ist für Pferde das Beste?
Abgesehen von hervorragender Sauberkeit und Qualität, kommt es auch auf die Inhaltsstoffe, enthaltenen Nährstoffe und Struktur des Futters an. Grundsätzlich ist grobes, stängeliges Futter für die Zahngesundheit des Pferdes besser. Jedoch gibt es auch harte Stängel, die einen zu hohen Ligninanteil haben. Lignin ist zum Beispiel im Stroh mit 18 % enthalten und selbst für die Darmbakterien des Pferdes nur schwer verdaulich. Daher dürfen Futtermittel mit hohem Ligningehalt nur ergänzend gefüttert werden und nicht als Alleinfuttermitteldienen, da es sonst zu Verstopfungskoliken kommen kann. Auch Luzerneheu kann oftmals zu grob sein und wird daher von den Pferden nur ungern gefressen.
Optimal für Pferde ist Heu nach dem ersten Schnitt, der in der Mitte der Gräserblüte gemäht wurde. Dann weist das Gras eine gute Struktur auf, die nicht zu hart, aber auch nicht zu weich ist. Die Energiegehalte, wie auch der Anteil an Rohproteinen fallen für das Pferd günstig aus.
Heu vor der Blüte geschnitten oder nach dem zweiten Schnitt ist in der Regel sehr fein und befriedigt das Kaubedürfnis des Pferdes nicht. Außerdem wird das Pferd zum Schlingen animiert, was zu Koliken und Schlundverstopfungen führen kann. Ebenso ist der Anteil an Proteinen im Schnitt vor der Blüte höher, was für Stoffwechselanfällige Pferde negative Auswirkungen haben kann.
Kann man Heu ersetzen?
Grundsätzlich sollte eine Alternative für Heu erst dann gesucht werden, wenn das Pferd aus triftigen Gründen kein Heu fressen darf oder kann. Raufutter in Form von Heu bildet das Basisfutter, das den größten Anteil in der Pferdefütterung ausmachen sollte. Triftige Gründe, einen Heuersatz zu beschaffen sind
- Heu- und Stauballergien
- Stoffwechselerkrankungen (EMS, Insulinresistenz, Hufrehe)
- schlechte Zähne beispielsweise bei alten Pferden
- Heumangel
- schlechte Lagerfähigkeit von Heu
- verschimmeltes Heu
Ausgewählte Heualternativen
Gute und pferdegerechte Alternativen für Heu sind:
- Grünmehlpellets (junges, weiches Gras getrocknet und gepresst)
- Grascobs (älteres Gras getrocknet und gepresst)
- Heucobs (zusammengepresstes Heu)
- Luzernecobs
- lose Luzernefaser
- mit Trocknungsverfahren getrocknetes Wiesenheu
- Heulage/Silage (aufgrund der Milchsäuregärung während des Silierens ist das Futter sehr sauer und ist zudem sehr proteinhaltig. Der Pferdeorganismus kann dadurch übersäuern, indem die körpereigenen Natriumcarbonatreserven aufgebraucht werden. Kann man von der Silagefütterung nicht absehen, ist eine hochwertige Mineralfuttergabe zwingend notwendig.
Beachte hierbei, dass diese Alternativen die Gabe von qualitativ hochwertigem Heu nicht komplett ersetzen können oder sollten, sondern vielmehr als Ergänzung oder Aufwertung angesehen werden. Nur im äußersten Notfall kann Heu komplett ersetzt werden.
Unser Tipp: Original Landmühle Heucobs Soft können sowohl trocken, als auch eingeweicht verfüttert werden, was besonders für Pferde mit Zahnproblemen gut geeignet ist. Dadurch, dass sie auch trocken verfüttert werden können, sind sie eine hervorragende Heualternative bei Allergikern und ebenso für Futterautomaten geeignet.
Welches Kraftfutter braucht mein Pferd?
Kraftfutter dient allein als Ergänzung zur Basisfütterung des Pferdes, die aus qualitativ hochwertigem Raufutter besteht. Viele Pferdebesitzer sehen fälschlicherweise Kraftfutter als Hauptenergielieferanten des Pferdes an, wenn dieses zu dünn oder energielos ist. Durchaus kann es sein, dass das Pferd ein schlechter Futterverwerter ist und ihm deswegen mehr Hafer, Müsli etc. zugefüttert werden muss. Oder das Pferd erbringt eine große sportliche Leistung, für die die Energiezufuhr über das Raufutter nicht mehr ausreicht – dann ist die Kraftfuttergabe durchaus sinnvoll anzusehen. Generell sollte Raufutter die Hauptenergiequelle des Pferdes bilden.
Bei der Wahl des richtigen Kraftfutters spielt neben dem Energiegehalt vor allem die Stärkeverdaulichkeit eine tragende Rolle. Aber auch andere Inhaltsstoffe, wie Apfeltrester, Melasse und Geschmacksstoffe sind bei der Auswahl zu berücksichtigen.
Kraftfutter, auch Ergänzungsfutter genannt, werden grob in Einzelkraftfutter (Hafer, Gerste, Mais) und Mischfutter (Müsli, Pellets) und Diätfuttermittel (Mash) untergliedert.
Wer seinem Pferd Energie ohne jegliche Zusatzstoffe zuführen möchte, greift am Besten zu einem Einzelfuttermittel. In der Pferdefütterung hat sich Hafer am besten bewährt und wird auch gerne von Pferden gefressen. Eine größere Auswahl an Inhaltsstoffen finden sich bei Mischfuttersorten. Müslis und Pellets gibt es in den unterschiedlichsten Zusammenstellungen und können daher auch für verschiedene Bedürfnisse des Pferdes verfüttert werden.
Welches Einzelkraftfutter gibt es?
Hafer eignet sich als Krippenfutter am Besten für das Pferd. Hafer besitzt viele ungesättigte Fettsäuren, gerade einmal 11 MJ verdauliche Energie, dafür eine hohe Stärkeverdaulichkeit von 80%. Die Energiebereitstellung ist für das Pferd optimal. Das Phänomen des „stechenden Hafers“ ist nicht auf seine Inhaltsstoffe zurückzuführen, sondern auf seine gute Verwertbarkeit. Pferde, denen Hafermengen gefüttert werden, die ihren Bedarf übersteigen, werden schnell „heiß“. Eine an die Arbeitsintensität angepasste Rationsgestaltung verhindert dieses Phänomen.
Hafer enthält viel Lysin, eine wichtige Aminosäure, die Bausteine für den Zell- und Muskelaufbau liefert. Die im Hafer enthaltenen Schleimstoffe wirken sich positiv auf die Verdauung aus, da der Nahrungsbrei eingepeichelt und damit für die Verdauungssäfte leichter durchdringbar gemacht wird.
Ein Gerstenkorn hat mehr Stärke als ein Haferkorn, dafür aber mit 22% eine viel geringere Stärkeverdaulichkeit. Das kann Gerste liegt dem Pferd also schwer im Darm und kann Hufrehe auslösen.
Ebenso nur schwer für das Pferd verwertbar ist Mais. Mais enthält von allen Krippenfutter für Pferde die meiste Stärke, hat allerdings eine ebenso geringe Stärkeverdaulichkeit. Allerdings eignet sich Mais besonders für extrem dünne Pferde, die aufzupäppeln sind. Das Korn enthält viel Fett, ist aber gleichzeitig eiweiß- und rohfaserarm. Um die Stärke für das Pferd leichter verwertbar zu machen, wird das Maiskorn thermisch aufgeschlossen. Reines Walzen oder Schroten reichen nicht aus. Mit Wärme behandelt kann der Pferdedarm die Maisflocken besser verwerten.
Achtung!
Achtung: Gewalzte, geschrotete oder thermisch aufgeschlossene Futtermittel sind nicht so lange lagerfähig wie unbehandelte. Die Oberfläche der Körner wird zerstört und bietet damit Schimmelsporen, Bakterien und Pilzen eine größere Angriffsfläche. Mehr zur Lagerung von Futtermitteln findest du im Pferdefutter-FAQ.
Mischfuttersorten – Ist Müsli besser für mein Pferd als Pellets?
Viele Pferdebesitzer nehmen Müsli als natürlicher und gesünder wahr als Pellets. Dabei unterschieden sich beide Mischfuttersorten in ihren Bestandteilen kaum. Der Unterschied liegt in ihrer Herstellung: Pellets werden unter Hitze zusammengepresst, die einzelnen Bestandteile sind dadurch von außen nicht mehr ersichtlich, während man bei Müsli die einzelnen Zutaten genau erkennen kann. Beide Mischfuttersorten haben ihre Vor- und Nachteile.
Die große Vielfalt an Müsli für Pferde
Müslis sind ein vollwertiges Kraftfutter, das oftmals vollständig vitaminisiert und mineralisiert ist. Daher ist ein Mineralfutter erst dann notwendig, wenn weniger Müsli als vom Hersteller empfohlen verfüttert wird und demnach keine umfassende Versorgung mit Mineralien und Vitaminen gewährleistet ist.
Müslis bestehen oftmals aus verschiedenen Getreidesorten, getrocknetem Gemüse und Luzerne. Die Bestandteile werden zerkleinert und gut durchmischt. Für besseren Zusammenhalt, Haltbarkeit und Geschmack werden noch Apfeltrester und Melasse hinzugefügt. Strukturreiche Müsli unterstützen durch den hohen Rohfasergehalt die Kautätigkeit und Speichelbildung, die für die Verdauung förderlich sind.
Je nach Bedürfnis und Anspruch gibt es Müsli in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, Strukturen und Zusammensetzungen. Für Pferde mit Hufrehen, EMS oder Leichtfuttrigkeit bieten sich getreidefreie, stärke- und zuckerreduzierte Müsli mit hohem Rohfaseranteil an. Seniorenpferde erhalten durch leicht verdauliche und gut zu kauende Müsli mehr Energie. Sportpferde, die essentielle Aminosäuren für den Muskelaufbau benötigen, bekommen Unterstützung über ein Sportmüsli, das mit pflanzlichen Ölen und aufgeschlossener Stärke leicht verfügbare Energie liefert.
Als Nachteil von Pferdemüsli können die aufgeschlossenen (gewalzte, aufgepoppte, hydrothermisch aufgeschlossenen) Körner angesehen werden. Sie machen das Futter leichter anfällig für Pilz- und Schimmelsporen. Die Haltbarkeit wird dadurch herabgesetzt, besonders dann, wenn das Müsli nicht trocken und lichtgeschützt gelagert wird. Ebenso kann bei schlechter Lagerung der hohe Feuchtigkeitsgehalt im Müsli das Mischfutter zu einem Magneten für Milben, Schimmelpilze und Bakterien machen. Die beigefügte Melasse macht Pferdemüslis allerdings ähnlich lange haltbar wie Pellets. Der Zucker kann sich jedoch unvorteilhaft auf die Gesundheit von stoffwechselempfindlichen Pferden auswirken. Diese Vorgänge sind in der Herstellung umfangreicher als bei der Pelletherstellung, weshalb Müslis oftmals teurer ausfallen als Pellets.
Ausgewählte Müslis für Pferde
Was sind Pellets für Pferde?
Pellets für Pferde sind zusammengesetzte Futterbestandteile, die unter starkem Druck erhitzt, verdichtet und durchgeknetet werden. Die Masse wird schließlich in Pelletform gepresst und gebrochen. Zwar sind die Bestandteile nicht mehr von außen ersichtlich, sie sind dennoch reich an Vitaminen, Mineralien, getrocknetem Gemüse, Abwehrstoffen, Öl und für die Haltbarkeit Melasse. Pelletiertes Futter kann sowohl als vollwertiges Kraftfutter in Erscheinung treten als auch als Ergänzungs- und Mineralfutter. Pellets sind meist billiger als Müslis, hingegen ist ihre Lagerung unproblematischer, da sie keine Angriffsfläche für Staub und Milben bilden und die Verderbtheit damit gering ist. Zudem ist viel Futter stark zusammengepresst, sodass es platzsparender ist.
Trotzdem können Nährstoffe, Vitamine und Mineralien aufgrund der hohen Hitze in der Herstellung verloren gehen. Das Herstellungsverfahren schränkt die Vielfältigkeit der Pellets ein, da sich nicht alle Rohstoffe zum Pelletieren eignen. Außerdem ist die Oberfläche der Pellets sehr glatt und die Pferde tendieren dazu, sie eher unzerkaut zu schlucken. Um ein Schlingen zu verhindern, ist die vorausgehende Gabe von Heu besonders wichtig.
Mash für Pferde – der Futterbrei nur für kranke Pferde?
Mash ist der abwechslungsreiche Leckerbissen für Pferde, der eine diätetische Wirkung und positive Auswirkungen auf die Verdauung hat. Traditionell besteht Mash aus Kleie und Leinsamen in Kombination mit weiteren Zutaten, die mit heißem Wasser aufgegossen werden. In der Wärme entfalten die quellfähigen Inhaltsstoffe ihre Schleimstoffe. Anschließend wird dem Pferd der Brei lauwarm vorgesetzt.
Mash ist reichhaltig an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Durch den hohen Anteil an Schleimstoffen, die in der Kleie vorhanden sind, eignet sich Mash hervorragend für Pferde mit Erkrankungen im Darmbereich, mit Koliken, Kotwasser oder Durchfall. Die Schleimstoffe legen sich wie ein Schutzfilm um die Darmwand und schützen sie somit vor Reizungen.
Die enthaltenen Leinsamen fördern den Fellglanz, liefern Energie im Fellwechsel und im Winter. Aber auch alte Pferde und Pferde mit Zahnproblemen profitieren von dem breiigen Futter, das sich leicht fressen lässt. Die Mashfütterung steigert zudem die Flüssigkeitsaufnahme, da das Futter mit Wasser angerührt wird. Demnach profitieren auch Sportpferde nach großer Anstrengung mit viel Flüssigkeitsverlust von dem warmen Leckerbissen.
Wie oft sollte Mash verfüttert werden?
Idealerweise füttert man das Mash ergänzend oder anstelle der üblichen Kraftfutterration 2 bis 3 mal in der Woche. So oft kannst du es deinem Pferd ohne Bedenken verfüttern. Die tägliche Fütterung sollte mit einem Tierarzt abgesprochen werden und sollte nur in bestimmten Fällen, wie die Erhaltung von Seniorenpferden, erfolgen. Denn die im Mash enthaltene Weizenkleie ist sehr phosphorhaltig und kann daher die Calciumaufnahme hemmen. Dadurch wird die Entmineralisierung der Knochen gefördert. Achte also stets auf ein ausgewogenes Calcium-Phosphor-Verhältnis von 2:1. Gibt der Hersteller an, dass das Mash täglich verfüttert werden darf, ist ein ausgewogenes Verhältnis der beiden Mengenelemente garantiert.