Pferde im Herbst füttern: Damit der Übergang von Weide zu Stall problemlos klappt
Wenn es in den Herbst geht, hat das Gras seine Saftigkeit verloren und beginnt seine Energiereserven einzulagern. Daher ist, genauso wie im Frühjahr, wegen steigenden Fruktangehalten Vorsicht geboten. Aber auch Wetterumschwünge und Temperaturschwankungen, kalte Nächte und warme Tage, eventuell die neue Haltungsform ab Winter, wenn es von der Weide zurück in den Stall oder kleinere Paddocks geht – es gibt viele Faktoren, die beim Pferd im Herbst Stress auslösen können und damit die Verdauung überbeanspruchen. Hinzu kommt der Fellwechsel, der ab der Sommersonnenwende beginnt und den Stoffwechsel ebenfalls fordert. Da eine gesunde Darmflora für das Pferd der beste Schutz gegen Infektionen ist, solltest du bei der Pferdefütterung im Herbst auf einige Punkte achten, um Koliken, Hufrehe, Juckreiz etc. zu verhindern.
Pferdefütterung im Herbst: Einen sanften Übergang schaffen
Wie auch im Frühjahr zur Anweidezeit sollte im Herbst die Umstellung vom Sommerfutter zum Winterfutter langsam erfolgen. Die Darmbakterien benötigen bis zu 6 Wochen Zeit, um sich an das fortan hauptsächlich trockene Futter zu gewöhnen. Pferde, die das ganze Jahr über immer wieder Heu zugefüttert bekommen, fällt der Übergang leichter. Schwieriger wird es bei Pferden, die in den Sommermonaten komplett auf der Weide verbringen. Es ist also wichtig, dass langsam und schrittweise abgeweidet wird. Geht das Gras allmählich zur Neige, sollte frühzeitig Heu zugefüttert werden.
Vorsicht bei zu frischem Heu: Das Heu sollte mindestens 6-8 Wochen gelagert sein, kräuterreiches Heu sogar bis zu 12 Wochen, bevor es verfüttert wird. Sonst ist der Trocknungsprozess noch nicht abgeschlossen und es kann bei der Aufnahme zu schädlicher Gasbildung im Darm des Pferdes kommen – eine Gaskolik ist die Folge. Idealerweise wird altes Heu (vom Vorjahr) und neues Heu (diesjähriges) gemischt, um auch hier die Futterumstellung für die Darmbakterien so sanft wie möglich zu gestalten.
Im Herbst fallen viele Vitamine für das Pferd weg, was sich vor allem bei alten und kranken Pferden bemerkbar macht. In allererster Linie sollte das Pferd jederzeit mit einem hochwertigen Mineralfutter versorgt sein, das alle wichtigen Spurenelemente enthält. Weiterhin kannst du das Defizit an Vitaminen mit Kräutern ausgleichen. Hierfür haben wir dir eine Liste von 15+ Superfoods für dein Pferd zusammengestellt.
Auch Leinöl wirkt sich besonders im Herbst zur Futterumstellung und im Fellwechsel positiv auf das Immunsystem des Pferdes aus. Da Öl allerdings nicht zu den natürlichen Futtermitteln für Pferde gehört, solltest du es nur in kleinen Mengen mit maximal 1 ml pro Kilogramm Körpergewicht verfüttern.
Eine weitere Vitaminquelle ab Herbst können Karotten sein. Den Bedarf an Vitamin A kann das Pferd in den Sommermonaten über frisches Gras decken, wo das Vitamin in seiner Vorstufe ß-Carotin vorkommt. Wenn das Pferd dann in den Stall kommt, können ihm hin und wieder Karotten, die ebenfalls ß-Carotin enthalten, mit einem Schuss Leinöl verfüttert werden. Die Zugabe von etwas Leinöl vereinfacht die Aufnahme des Vitamins in den Organismus.
Besonders im Herbst steigt für Pferde durch abgefressene Weiden und der Umzug von der Weide auf kleinere Auslaufflächen der Stress und Infektionsdruck. Das kann die Darmflora schwächen, die wichtige Abwehrzellen enthält, die den Magen schützen, die Verdauung unterstützen und das Immunsystem stärken. Wohltuende Kräuter wie Fenchel, Kümmel und Anis tun daher dem Pferdemagen und gesamten Verdauungstrakt im Herbst sehr gut. Auch die Schleimstoffe von Leinsamen entweder als aufgequollener Schleim oder im Mash können dem Pferd bei Verdauungsproblemen helfen.
Die Verdauung des Pferdes im Herbst unterstützen
Fellwechsel im Herbst unterstützen
Ende August bis in den September hinein rieseln die Haare beim Putzen nur so herunter. Das Pferd bereitet sich allerdings bereits ab der Sommersonnenwende am 21. Juni auf den Winter vor, indem es seine kurzen Sommerhaare gegen langes, wärmendes Winterplüsch austauscht.
Wie immer ist die Versorgung mit Mineralien hierfür obligatorisch. Grundsätzlich bedarf das Pferd keiner weiteren Zusätze, wenn es ganzjährig mit allen notwendigen Mineralien versorgt ist. Zeigt das Pferd jedoch ein stumpfes, glanzloses Fell und wirkt es sehr schlapp, können dies Anzeichen für eine Unterversorgung sein. In dieser Zeit kann das Pferd zudem anfälliger für Krankheiten sein, weshalb du die Versorgung mit Zink, Kupfer, Selen und den Vitaminen B, C und E eventuell erhöhen solltest. Das kann vor allem bei Robustrassen mit viel Fell wie Islandpferden, Norikern, Fjordpferden und Tinkern der Fall sein.
Weitere Informationen zum Fellwechsel findest du in unserem Ratgeber mit Tipps, den Fellwechsel beim Pferd besser zu meistern. Und im Online-Shop kannst du Pflegemittel, Futtermittel und Putzzeug kaufen, um dein Pferd im Fellwechsel besser zu unterstützen.
Mit Mineralien den Fellwechsel unterstützen
Auch wichtig in der Herbstzeit: Die Deckenzeit beginnt
Wenn du dein Pferd im Winter eindecken möchtest oder musst, dann ist die Herbstzeit eine anstrengende Zeit. Denn kalte Nächte und warme Tage und das wachsende Winterfell machen die Entscheidung nicht leicht, wann das Pferd eingedeckt werden sollte und wann besser nicht. Als Hilfestellung haben wir einige Tipps in unserem Ratgeber „Eindecken, Umdecken & Co. – Wann und wie viel Gramm erklären wir!“ zusammengefasst.
Passende Pferdedecken für jede Wetterlage findest du außerdem in unserer Pferdedecken-Kategorie.
Hufrehe-Gefahr im Herbst
Einer der Auslöser für Hufrehe kann das langkettige Zuckermolekül Fruktan im Gras sein. Dieses kann das Pferd nicht oder nur schlecht verstoffwechseln, weil ihm schlichtweg das Enzym dazu fehlt. Nimmt das Pferd große Mengen von Fruktan aus dem Gras auf, gelangt viel davon unverdaut in den Dickdarm, fermentiert dort und übersäuert die Darmflora, worauf diese abstirbt. Die davon freigesetzten Toxine gelangen ins Blut und können schließlich Hufrehe auslösen.
Auf die verschiedenen Ursachen von Hufrehe gehen wir ausführlicher im Ratgeber über Hufrehe beim Pferd ein.
Viele Pferdebesitzer haben vor allem in der Anweidezeit im Frühjahr Angst vor der Entstehung von Hufrehen. Jedoch ist die Witterung im Herbst ähnlich, mit dem Unterschied, dass das Gras seine Energie in Form von Zuckern nicht zum Wachsen gebraucht, sondern diese einlagert. Das führt zu einer erhöhten Konzentration an Fruktanen im Gras, weshalb Pferde im Herbst tendenziell eher an einer Hufrehe erkranken als im Frühjahr.
Bleiben die Pferde zudem bis zum Aufstallen auf den kurzgefressenen Weiden stehen, stresst dies das Gras, woraufhin es ebenfalls Fruktane einlagert. Aus diesem Grund sollten Pferdeweiden – wenn möglich – nicht unter 5 cm abgefressen werden und die Pferde vorher umgetrieben werden. Besonders im Herbst ist dann bei Rückgang des Futterangebots die frühzeitige Zufütterung von Heu notwendig. So können sich die Pferde am Heu satt fressen und die Grasstummel nur zur Beschäftigung beknabbern. Außerdem findet dann der Wechsel auf die Winterfütterung nicht zu radikal statt.