Lederreitstiefel-Ratgeber
Wer viel reitet und mitunter auch an Turnieren teilnimmt, kommt an einem Paar Lederreitstiefel nicht vorbei. Sie sind komfortabel, robust und vermitteln den klassischen Reiterlook. Wer sich dazu entschieden hat, ein Paar Lederreitstiefel anzuschaffen, sollte sich im Vorfeld Gedanken darüber machen, welche Anforderungen und Bedürfnisse der Stiefel erfüllen soll.
Dressur- oder Springreitstiefel?
Bei den Lederreitstiefeln unterscheidet man grob zwischen Dressur- und Springstiefeln. Die beiden Arten Reitstiefel unterscheiden sich folgendermaßen:
Dressurreitstiefel
- hohe Form
- Versteifung an der Schaftaußenseite
- Erhöhter Dressurbogen am Schaft
- weiche Innenseite für feine Hilfengebung
- hohe Stabilität im Fersenbereich
- Reißverschluss an unauffälliger Stelle
Springreitstiefel
- Schaft ist kürzer als beim Dressurstiefel
- weicheres Leder
- Gummizug im Wadenbereich für mehr Flexibilität
- Schnürung im Ristbereich
Es gibt jedoch viele Modelle, die als Allroundstiefel für jede Reitsportdisziplin geeignet sind, sodass man nicht zwingend für jede Disziplin einen separaten Stiefel benötigt.
Ausgewählte Lederreitstiefel
Leder ist nicht gleich Leder
Leder ist ein Material, das in verschiedenen Qualitäten verfügbar ist. Hierbei spielt es eine große Rolle, aus welcher Tierart das Leder hergestellt wurde. In der Regel wird bei Reitstiefeln vollnarbiges Rindsleder als Außenfutter verwendet, da es sich sowohl optisch als auch durch seine Materialeigenschaften perfekt dafür eignet. Beim Innenfutter wird neben Rindsleder auch Kalbs- und Schweinsleder eingesetzt, weil es weicher ist und dadurch einen angenehmeren Tragekomfort bietet. Hier findest du eine kleine Übersicht über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Lederarten.
Rindsleder | Kalbsleder | Schweinsleder |
+ hoher Tragekomfort | + hoher Tragekomfort | + preiswert |
+ langlebig | + sehr weich | + angenehm weich |
+ atmungsaktiv | + robust | + langlebig |
+ mittlere Preisklasse | + gleichmäßige und feine Narbung | – nicht sehr atmungsaktiv |
– ausgeprägte Narbung | – hochpreisig | – empfindlich und anfällig für Risse |
– seltener Rohstoff | – ausgeprägte Narbung |
Ein Wort zur Qualität von Lederreitstiefeln
Bei Lederreitstiefeln ist die Qualität des Leders mitunter sofort erkennbar. Ganz wichtig sind hierbei der Zustand der Tiere und die weitere Verarbeitung. Im Grunde kann auch ein Laie eine gute Lederqualität erkennen. Mit unseren Sinnesorganen ist eine Beurteilung problemlos möglich:
Sehen
Gibt es Fehler oder Risse im Material?
Reißt das Leder schnell ein, zeugt dies von schlechter Qualität. Mit der Zeit leidet jedes Material unter Verschleiß, bei gutem Leder kommt es aber nur zu Abrieb der Oberflächenstruktur und nie zu Rissen.
Sieht das Leder und seine Narbung natürlich aus?
Kleinere Unebenheiten und Unregelmäßigkeiten in der Narbung sind ein Zeichen für vollnarbiges Leder (beste Qualität und Natürlichkeit). Ist die Narbung absolut gleichmäßig, kann es sein, dass es sich um eine künstliche Prägung handelt (sog. Korrigiertes Leder), was auf die Verwendung von günstigerem Leder oder Spaltleder rückschließen lässt.
Ist das Leder beschichtet?
Bei der Verarbeitung von Leder kommen diverse Mittel zum Einsatz, die das Material widerstandsfähiger machen bzw. die Optik beeinflussen, z.B. Imprägniermittel oder Farbaufträge. Sieht man vor lauter Beschichtung die natürliche Narbung nicht mehr, ist davon auszugehen, dass das verwendete Leder nicht besonders hochwertig ist und es sich um korrigiertes Leder handelt.
Fühlen
Wie fühlt sich das Leder an?
Qualitativ hochwertiges Leder hat eine angenehme Haptik. Je nach Lederart kann das Material eine unterschiedliche Griffigkeit haben. Ein Rindsleder fühlt sich eher kalt, glatt und robust an, während das Schweinsleder warm, weich und porös erscheint.
Riechen
Wie riecht das Leder?
Da die früher geläufige pflanzliche Ledergerbung zum größten Teil durch die sogenannte Chromgerbung ersetzt wurde, riecht das Material heutzutage weniger intensiv. Je nach Weiterverarbeitung beim Beschichten oder Färben kommen weitere Geruchskomponenten hinzu. Ein gesundes Maß ist beim Geruch entscheidend. Das Leder sollte weder zu stark noch zu neutral riechen und einen angenehmen Eindruck hinterlassen.
Lederreitstiefel für Turniere
Lederreitstiefel gehören zur Grundausstattung eines jeden Turnierreiters dazu. Doch nicht jeder Lederreitstiefel ist für den Einsatz bei Turnieren zugelassen.
Folgende Kriterien muss ein Lederreitstiefeln laut LPO erfüllen:
- Farbe: dunkel
- Material: Leder oder lederähnlich
- Eigenschaften: ausreichend ausgeprägter Absatz, mit oder ohne Reißverschluss, Elastikeinsatz und Schnürung zulässig
Alternativ: dunkle Stiefeletten mit gleichfarbigen, eng anliegendem Stiefelschaft, soll der Optik eines Lederreitstiefels entsprechen
Die Alternativen zu Reitstiefeln aus Leder
Lederlos glücklich
Bewusst auf Leder und andere Tiererzeugnisse zu verzichten rückt auch bei den Reitsportlern immer weiter ins Bewusstsein. Mittlerweile gibt es zahlreiche lederlose Alternativen für die klassischen Lederprodukte im Pferdesport. Sättel, Trensen, aber auch Reitstiefel sind in hochwertigen Kunstleder-Ausführungen verfügbar. Das innovative SYLKA Material ist ein Kunstleder, das eine hochwertige Optik erzeugt und dabei belastbar und pflegeleicht bleibt. Reitstiefel aus Kunstleder sind tendenziell günstiger als herkömmliche Lederreitstiefel und sind somit auch für schnell wachsende Kinderfüße eine tolle Alternative. Mit einem feuchten Lappen lassen sie sich leicht reinigen.
Chaps und Stiefelschäfte – flexibel und bequem
In manchen Fällen kann eine Reitstiefelette in Kombination mit passenden Chaps oder Stiefelschäften eine bessere Lösung für den Reiter darstellen. Folgende Vorteile können Chaps und Stiefelschäfte in puncto Preis, Passform und Tragekomfort haben:
Preis: Reitstiefeletten und Chaps bzw. Stiefelschäfte sind in der Regel preisgünstiger als ein echter Lederreitstiefel.
Passform: Bei einem Lederreitstiefel müssen für eine ideale Passform verschiedene Parameter übereinstimmen – dies ist das Zusammenspiel von Schuhgröße, Wadenweite und Schafthöhe. Ist dies nicht der Fall, kann man mit einem Paar Stiefeletten und Chaps bzw. Stiefelschäften in der richtigen Höhe und Weite flexibler auf „von der Norm abweichende“ Maße eingehen.
Tragekomfort: Durch die Kombination von Stiefeletten und Chaps oder Stiefelschäften ist man gerade als Freizeitreiter im Stall besonders flexibel. So kann man nach dem Reiten Chaps bzw. Stiefelschäfte ausziehen und sich bequem der Stallarbeit widmen.