Welche Reithosen-Arten gibt es?
Die Reithose ist mitunter das wichtigste Kleidungsstück eines Reiters. Reithosen geben dem Reiter ein sicheres und angenehmes Gefühl im Sattel. Wo es früher eine Handvoll Modelle zur Auswahl gab, steht man als Reiter heutzutage vor der Frage, wie man aus hunderten von Reithosen das perfekte Paar für sich selbst findet.
Welche Reithosenarten gibt es? Für wen und für welchen Zweck eignen sie sich am besten? Wir erklären dir die Unterschiede und helfen dir bei der Auswahl.
Wusstest du, dass es knapp 4 Millionen Reiter in Deutschland gibt? Zwar dominieren Frauen mit 78 Prozent die Reitställe, doch auch Männer und vor allem Kinder begeistern sich für den Pferdesport und benötigen Reithosen, die auf die jeweilige Figur und auf die individuellen Anforderungen zugeschnitten sind. Die größten Unterschiede bei den Reithosen für Männer und Frauen sind dem Körperbau zuzuschreiben. Während Frauen in der Regel mehr Taille haben und Männer eher zu einer geraden Körperlinie tendieren, sind die Reithosen-Schnitte von Grund auf verschieden. Auch Kinder haben tendenziell weniger Taille, zudem befinden sie sich im Wachstum, was ganz andere Anforderungen, z.B. an die Materialbeschaffenheit voraussetzt. Selbstverständlich unterscheiden sich auch Dinge wie das Design und die Details je nach Alter und Geschlecht.
Wie sind Reithosen geschnitten?
Der Schnitt einer Reithose ist essentiell und ist je nach Reitweise und Reitequipment zu wählen. Zwei Schnittarten haben sich bei den Reithosen sowohl in der Freizeitreiterei als auch im Turniersport besonders bewährt `- die Stiefelreithose und die Jodhpurreithose.
Die Stiefelreithose liegt eng am Körper an – ähnlich einer Skinny Jeans. Der hautenge Schnitt ermöglicht das Tragen von Reitstiefeln oder Reitstiefeletten mit Chaps. Stiefelreithosen werden im Turniersport sowohl von Dressur- als auch von Spring- und Vielseitigkeitsreitern getragen, aber auch die meisten Freizeitreiter tragen eine Kombination aus der beinnahen Reithose und Reitstiefeln.
Die Jodhpurreithose ist gerade geschnitten und im Gegensatz zur Stiefelreithose am Hosenbein etwas ausgestellt. Sie werden zu Reitstiefeletten getragen. Ein elastischer Fußsteg fixiert die Reithose, da sie durch das weite Hosenbein sonst hochrutschen würde. Die meisten Jodhpurhosen haben einen durchgehenden Vollbesatz, damit der Halt am Sattelblatt zu jeder Zeit gegeben ist. Im Freizeitbereich werden die Jodhpurreithosen vor allem von Wanderreitern und Islandreitern gerne getragen.
Der aktuelle Trend geht bei den Damen- und Kinderreithosen zu den Reitleggings. Durch das stretchige Material liegen sie hauteng am Körper und erinnern ein an Sportleggings. Sie gelten als besonders bequem und eignen sich für Reiter mit hohem Trainingspensum, um den Tragekomfort stets zu gewährleisten. Durch das besonders leichte Material sind die Reitleggings perfekt für die warmen Sommermonate, jedoch gibt es auch Thermo-Reitleggings speziell für den Winter.
Hybrid-Reithosen – stretchiger Stoff meets klassischen Bund
Flexibles, stretchfähiges Material, das durch maximale Atmungsaktivität und hohen Tragekomfort besticht und optimal für die täglichen reitsportlichen Anforderungen geeignet ist – das ist der Inbegriff einer hochwertigen Reitleggings. Wer auf das unvergleichliche Tragegefühl einer Reitleggings nicht verzichten möchte, im Bundbereich jedoch etwas mehr Halt benötigt, liegt mit einer Hybrid-Reithose goldrichtig. Hybrid-Reithosen vereinen das beliebte 4-Way-Stretch-Leggingsmaterial mit einem klassischen Bund aus Knopf und Reißverschluss. Dieser bietet mehr Stabilität am Bund, was insbesondere bei kurvigen Körpertypen besonders wichtig ist. Außerdem entsteht durch den detailreichen Bund ein klassisch-eleganter Look, der den Taillenbereich – insbesondere mit einem Shirt, das in die Reithose gesteckt wird – besonders zur Geltung bringt.
Welche Besatz-Varianten gibt es für Reithosen?
Der Besatz spielt beim Reithosenkauf eine wichtige Rolle. Einerseits schont er den Stoff an den besonders beanspruchten Stellen, andererseits gibt er dem Reiter den notwendigen Halt beim Reiten. Früher bestand der Besatz aus echtem Leder. Da dieser jedoch nach jedem Waschgang aufwändig gepflegt werden musste, um geschmeidig zu bleiben, ist der Besatz der meisten Reithosen heutzutage aus pflegeleichtem Kunstleder.
Vollbesatzreithosen sind vom Gesäß an bis zur Mitte des Unterschenkels verstärkt. Durch den Besatz im Sattelbereich sitzt man besonders tief und ruhig im Sattel, was vor allem Anfängern mehr Sicherheit gewährt. Doch auch erfahrene Dressurreiter profitieren von Vollbesatzreithosen, die auch beim Aussitzen und im Galopp einen entspannten Sitz ermöglichen.
Wie der Name schon sagt, sind Kniebesatzreithosen ausschließlich an der Innenseite der Kniegelenke verstärkt. Für Springreiter und fortgeschrittene Reiter ist diese Art von Besatz am besten geeignet. Die Schenkellage wird dadurch stabilisiert, ohne die Beweglichkeit im Sattel einzuschränken. Somit sind ideale Voraussetzungen für das Überwinden von Sprüngen gegeben. Auch fortgeschrittene Freizeitreiter, die durch ihre Trainingserfahrung einen gut ausgebildeten Reitersitz haben, schätzen die Flexibilität im Sattel.
Eine Innovation der letzten Jahre ist der Besatz von Grip Reithosen. Er besteht zumeist aus Silikon und wird flüssig oder mithilfe einer speziellen Walze auf die Reithose aufgetragen. Reiter, die mehr Halt im Sattel suchen, schwören auf die Grip-Variante. Je nach Modell ist der Grip unterschiedlich stark ausgeprägt – in manchen Reithosen „klebt“ man regelrecht im Sattel. Beim Anprobieren im MEGA STORE sollte man daher insbesondere bei den Grip-Reithosen einen „Proberitt“ auf dem Sattelbock machen. Grip Reithosen eignen sich im Prinzip für jeden Reiter, wobei ein haftfähigerer Grip in der Dressur oder bei unerfahrenen Reitern besser zur Geltung kommt. Bei Springreitern oder fortgeschrittenen Reitern mit ausgebildetem Reitersitz empfiehlt sich ein schwächer ausgeprägter Besatz.
Welche Reithose für welchen Einsatzzweck?
Dank der unterschiedlichen Disziplinen und Möglichkeiten, die der Reitsport bietet, sind die Anforderungen der Reiter sehr vielfältig. Hierdurch unterscheiden sich auch die Ansprüche an eine Reithose. Beim Kauf sollte man sich daher die Frage stellen, für welchen Zweck man die Reithose benötigt: Freizeitreiter oder Turnierreiter? Englische Reitweise oder Western? Ist eine beheizte Reithalle vorhanden oder nicht?
Im Turniersport gilt ein traditioneller Dresscode, der für Reiter verpflichtend ist. Neben einem Turnierjacket und Turniershirt gehört die helle Turnierreithose in Kombination mit dunklen Reitstiefeln zum klassischen Erscheinungsbild dazu. Während in höheren Klassen das elegante Weiß ein Muss ist, können Reiter in niedrigeren Klassen auch in dunkleren Farbabstufungen wie Ivory oder einem hellen Beige-Ton starten. Im Zweifelsfall sollte man die Vorgaben direkt beim Turnierveranstalter erfragen. Turnierreithosen unterscheiden sich nicht von herkömmlichen Reithosen für die Freizeitreiterei – sie sind in verschiedenen Besatzarten, Stoffen und mit diversen modischen Details verfügbar.
Die weiße Turnierreithose bis zum Turnierstart sauber zu halten, kann angesichts der Vorbereitungen im Rahmen eines Turniers zur Herausforderung werden. Pferdepflege, Satteln und die Versorgung mit Futter können unschöne Flecken hinterlassen. Zum Schutz der Reithose ziehe für die Vorbereitung am besten eine alte Jogginghose über deine Turnierreithose, die du unmittelbar vor dem Start einfach abstreifen kannst.
Nicht jeder kann sein Pferd in einem Stall mit beheizter Reithalle unterbringen, manche müssen im Winter gar komplett ohne Halle auskommen. Die Temperaturen und die Witterung machen leider in solchen Fällen das Training unter angenehmen Bedingungen oft unmöglich. Winter-Reithosen können neben warmen Pullovern, funktionellen Winterreitjacken und Winter-Reitstiefeln das Reiten bei frostigen Temperaturen behaglicher gestalten. Auf den ersten Blick unterscheiden sie sich nicht von den „Ganzjahres-Reithosen“, allerdings bestehen sie meist aus wasser- und windabweisendem Softshellmaterial außen und einer flauschig weich aufgerauten Innenseite, die zudem wärmeisolierend wirkt. Modelle zum Überziehen bieten die Möglichkeit, die herkömmliche Reithose darunter zu tragen, sodass ein Zwiebelprinzip in Kombination mit der herkömmlichen Reithose möglich wird und die Überziehhose bei Bedarf ausgezogen werden kann.
Je nach Reitdisziplin können Reithosen auch schon mal ganz anders aussehen. Die Western-Reitjeans aus dem Westernreiten sind auf den ersten Blick nicht als klassische Reithosen zu erkennen. Dabei handelt es sich keinesfalls bloß um eine herkömmliche Jeans, die wir aus dem Alltag kennen. Heutzutage wird das Design und die Herstellung der Reitjeans speziell auf den Westernreitsport ausgelegt. Ein hoher Stretchanteil, flache Innennähte gegen Wundreiben und eine angenehme Leibhöhe, ohne dass die Hose beim Reiten unangenehm einschneidet, gehören dabei zu den wichtigsten Eigenschaften. Auch die Art, wie man seine Westernstiefel tragen möchte, beeinflusst die Wahl der Reitjeans. Viele Reiter tragen ihre Westernstiefel klassisch unter der Hose – hierbei sollte man auf einen Bootcutschnitt mit ausgestelltem Bein zurückgreifen, damit der Stiefel unter die Hose passt. Mittlerweile hat sich jedoch auch der Trend zu beinnahen Schnitten durchgesetzt – in diesem Fall trägt man die Westernstiefel über der Hose.