Welche Sattelunterlagen gibt es?
Unter dem Überbegriff Sattelunterlage findet sich eine große Vielfalt an verschiedenen Produkten: von Satteldecken und Schabracken, über Gel-, Woll- und Schaumstoffunterlagen hin zu Westernpads und Westernblankets. Sie haben vieles gemeinsam, doch unterscheiden sie sich mittlerweile in ihren Materialien, ihrer Form und zum Teil sogar in ihrer Funktion. Diese Unterschiede bestimmen letztlich auch die Art der Pflege. Doch warum braucht es überhaupt eine Sattelunterlage und was macht eine gute Sattelunterlage aus?
Warum brauche ich eine Sattelunterlage?
Trotz der heutigen Vielfalt haben Sattelunterlagen ursprünglich ein und dieselbe Funktion: den Sattel vor Schweiß und Schmutz zu schützen. Dafür verwendete man früher einfache Filzdecken, die den Schweiß aufsaugten und vom Pferdekörper wegtransportierten. Mittlerweile hat sich viel in der Entwicklung der Satteldecken getan und so wurde ihre Funktionalität um einiges verbessert. Besondere Steppungen, Schnittformen saugstarke und atmungsaktive Materialien ermöglichen einen einfachen Abtransport des Schweißes, sodass sich unter dem Sattel kein Hitzestau bildet.
Einige Sattelunterlagen besitzen sogar stoßdämpfende Eigenschaften, obwohl dies nicht ihre Hauptaufgabe ist. Den Druck zu verteilen und zu dämpfen ist Aufgabe der Sattelkissen. Sattelkissen können hin und wieder sehr hart sein oder den Sattel unpassend gestalten. Im Zuge dessen haben sich Korrekturpads oder Sattelpads entwickelt, die einen unpassenden Sattel (vorübergehend) korrigieren.
Je nach Material sind sie nicht nur stoßdämpfend, sondern entlasten den Pferderücken. Durch Einschubtaschen in der Sattellage können Schaumstoff- oder Filzeinlagen Ungleichgewichte des Sattels ausbessern.
Korrektur- und Sattelpads sind keine Dauerlösung!
Du kannst vorübergehend eine Sattelproblematik überbrücken, wenn sich das Pferd im Aufbautraining befindet und muskulär in kurzer Zeit stark verändern wird. Eher sollte der Sattel an das Pferd durch einen Fachmann angepasst werden, anstatt ein Sattelpad dauerhaft zu nutzen.
Des Weiteren besitzen manche Satteldecken Moosgummi entweder an der Unter- oder der Oberseite. Sie halten den Sattel an Ort und Stelle. Satteldecken mit Moosgummi sind besonders für Pferde mit wenig Widerrist interessant.
Was ist der Unterschied von Satteldecke, Schabracke und Sattelpad?
Satteldecke und Schabracke unterscheiden sich ausschließlich in der Schnittform. Während Satteldecken in der Form des Sattels geschnitten sind, sind Schabracken eckig geformt und zeigen dadurch mehr Stoff. Je nach Sattel unterscheidet man außerdem zwischen Schabracken oder Satteldecken für Dressur, Springen oder Vielseitigkeit. Satteldecke und Schabracke bestehen überwiegend aus Polyester oder einer Kombination aus Polyester und Baumwolle.
Einige sind im Bereich des Widerrists, des Kranzes oder an der Unterlage mit Teddyfleece oder Lammfell gepolstert. Heutzutage ist die Funktionalität bei Schabracke und Satteldecke eher nebensächlich geworden. Unterschiedliche Farben, Formen und Details, wie Zierkordeln, Logoplättchen und Glitzersteine, haben aus beiden Sattelunterlagen ein modisches Accessoire gemacht.
Bei Sattelpads steht die Funktionalität vermehrt im Vordergrund. Sie werden zwischen Schabracke und Sattel gelegt und sorgen für eine veränderte Druckverteilung. Sattelpads sollten nur als vorübergehende Korrektur der Druckverteilung dienen. Viel eher sollte an der Stellschraube des Sattels gedreht werden, anstatt einen nicht-korrekt sitzenden Sattel durch ein Lammfell-, Gel-, Schaumstoff- oder Baumwollpad verbessern zu wollen. Denn die Gefahr besteht, dass das Pad den Sattel zum rutschen bringt bzw. dem Reiter einen unruhigen Sitz verleiht und dadurch am Ende mehr Schäden verursacht, als diese zu beheben.
Westernpads sind stärkere Polsterungen mit ca. 5 cm Dicke, die den Pferderücken vor Druckstellen schützen. Westernsättel gehören zu den sogenannten Bocksätteln, die wenig bis gar nicht gepolstert sind. Westernpads übernehmen daher die Aufgabe, den Druck auf den Pferderücken abzufangen. Im Gegensatz zum Großteil der Englischsättel lassen sich Westernsättel nur bedingt anpassen bzw. bei Veränderungen des Pferdes korrigieren. Eine Feinanpassung ist daher oftmals nur über das dickere Pad möglich. Hierfür gibt es Pads mit Einschubtaschen, die mit Filzeinlagen gefüllt werden können, um Ungleichgewichte auszubessern.
Westernpads bestehen meist aus natürlichem Filz oder Wolle. Durch ihre hohe Absorptionsfähigkeit regulieren sie besonders gut die Temperatur zwischen Pad und Rücken. Einige Westernpads sind auf der Unterseite mit Lammfell oder Teddyfleece ausgestattet. Westernpads aus Neopren haben gegenüber Filz- und Wollpads den Vorteil, dass sie sehr einfach zu reinigen sind. Allerdings ist das Material stark wasserabweisend, weshalb der Schweiß des Pferdes nicht aufgesaugt werden kann. Die feuchte Haut des Pferderückens wird dadurch anfälliger für Druckstellen, Reibung und Irritationen.
Beim Westernreiten wird besonders bei Turnieren und Shows auf das Auftreten viel Wert gelegt. Für die optische Aufwertung des Turnieroutfits eignen sich Westernblankets. Das sind dünne, gemusterte Decken, die allein aus optischen Gründen zwischen Westernpad und Sattel gelegt werden. Das Blanket übernimmt nicht die polsternde Funktion eines Westernpads, weshalb sie ausschließlich in Kombination mit einem Pad verwendet werden dürfen. Damit die Schichten der Sattelunterlagen hierbei nicht zu dick werden, eignen sich dünnere Westernpads oder sogenannte Padliner. Padliner werden unter die Blankets oder Pads gelegt, um sie vor Abnutzung oder Verschmutzung zu schützen und damit das Turnieroutfit zu schonen.
Was macht eine gute Schabracke aus?
Die Hauptaufgabe einer Schabracke, Satteldecke oder eines Westernpads ist, den Sattel vor Staub, Schmutz und Talg zu schützen. Aus diesem Grund sollte das Material sehr saugfähig und atmungsaktiv sein und damit ein gutes Klima in der Sattellage schaffen. Damit sowohl Wärme als auch Feuchtigkeit aus der Sattellage abtransportiert werden, spielen Form, Material und Machart eine wichtige Rolle. Hierbei hat sich besonders Lammfell bewährt, das den Schweiß am besten aufsaugt und nach außen weiterleitet. Außerdem wirkt es antibakteriell und kann damit Irritationen und Hautpilz im Bereich der Sattellage vorbeugen.
Damit auf dem Pferderücken keine Druckstellen entstehen, sollte das Material der Sattelunterlage fest genug sein, damit sie formstabil bleibt und keine störenden Falten bildet. Besonders nach dem Nachgurten kann es passieren, dass die Schabracke oder Satteldecke sich verzieht und dem Pferd unangenehm drückt. Eine gute Schabracke passt nicht nur perfekt unter den Sattel, sondern bleibt auch während des Reitens faltenfrei an Ort und Stelle. Die Formstabilität wirkt sich auch auf die Festigkeit des Reitersitzes aus. Beispielsweise Sattelunterlagen mit Schaumstoffunterlagen oder -einlagen verteilen zwar den Druck, können allerdings zum Teil so weich sein, dass der Reitersitz instabil wird. Bei Schaumstoffen ist ohnehin Vorsicht geboten: Sie isolieren, leiten dadurch keine Feuchtigkeit ab und bilden damit einen hervorragenden Nährboden für Bakterien und Schimmelpilze.
Hat die Sattelunterlage nicht die Funktion, irgendwelche Ungleichmäßigkeiten des Sattels auszugleichen, liegt ihre ideale Dicke zwischen 0,5 und 1,5 Zentimetern.
Gleichzeitig ist eine gute Sattelunterlage soweit verformbar, dass sie sich dem Pferdekörper und Sattel problemlos anpasst. Dennoch sollte sie immer wieder in ihre ursprüngliche Form zurückspringen. Viel genutzte Schabracken und Satteldecken müssen häufig gewaschen und gereinigt werden. Eine gute Sattelunterlage darf aufgrund der regelmäßigen Pflege nicht ausleiern und ihre Form verlieren.
Bezüglich des Schnitts ist für eine gute Sattelunterlage eine anatomische Passform wichtig:
Schabracken, Satteldecken und Westernpads dürfen nicht auf dem Widerrist oder der Lendenwirbelsäule aufliegen und Druck auf die Dornfortsätze ausüben.
Der anatomische Schwung der Unterlage sollte etwa 2 Zentimeter betragen.
6 Fehler bei der Anwendung von Sattelunterlagen
- Sattelunterlage wird nicht eingekammert: Wird die Sattelunterlage nicht eingekammert, liegt sie auf dem Widerrist auf und beginnt Druck aufzubauen und zu scheuern. Um das zu vermeiden, sollte sie in die Sattelkammer eingezogen werden. Viele Schabracken und Satteldecken, wie auch Westernpads sind bereits anatomisch geformt, was das Einkammern erleichtert.
- Zu viele oder falsche Sattelunterlagen: Oftmals wird zwischen Satteldecke und Sattel zusätzlich ein Sattelpad (mit Lammfell, Memoryfoam, Gel etc.) gelegt, obwohl es nicht benötigt wird. Je mehr Schichten den Sattel unterbauen, desto weiter weg sitzt der Reiter vom Pferd und desto instabiler wird sein Sitz. Zusätzliche Sattelunterlagen sind nur dann einzusetzen, wenn sie tatsächlich benötigt werden. Außerdem können nicht korrekt eingesetzte und angepasste Sattelunterlagen Druckstellen im Bereich des Pferderückens verursachen, die zu Muskelatrophien führen.
- Die Sattelunterlage liegt schief: Liegt die Sattelunterlage schief auf dem Pferderücken, kommen auch Sattel und Reiter aus der Balance. Um einseitigen Verschleiß des Pferdes zu vermeiden, sollte die Sattelunterlage immer mittig auf dem Pferderücken liegen. Überprüfe die Lage auch noch einmal nach dem Nachgurten und Aufsteigen.
- Zu kleine oder kurze Sattelunterlagen: Zu kurze oder kleine Sattelunterlagen können Druck- und Scheuerstellen verursachen, wenn die Randnaht oder Zierkordel unter den Sattel kommt. Addiere mindestens 6 cm zur Länge des Sattels hinzu, um die Mindestgröße der Sattelunterlage zu bestimmen.
- Sattelunterlage und Sattelgurt passen nicht zusammen: Nach dem Nachgurten sollte der Sattelgurt die Schabracke nicht zusammenziehen und in Falten legen. Das ist für das Pferd nicht nur unangenehm, sondern führt auch zu Hautirritationen und Scheuerstellen.
- Die Sattelunterlage ist verklebt: Wird die Sattelunterlage nicht nach jedem Ritt gereinigt/gebürstet, kann die Unterseite stark verkleben, sie wird platt gedrückt und verliert dadurch ihre dämpfende Funktion. Wie du deine Sattelunterlage richtig wäschst, erfährst du in unserem Ratgeber.