Was sind Therapiegamaschen für Pferde und welche gibt es?
Verletzungen des Bewegungsapparats sind beim Pferd keine Seltenheit. Sehnenschäden sind hierbei die häufigste orthopädische Krankheit, die durch Überlastungssituationen hervorgerufen wird. Unzureichende Kondition bei mangelndem Training, eine nicht dem Alter und Körper entsprechende Ausbildung, Fehlstellung der Hufe, Übergewicht und schlechte Bodenverhältnisse sind der Grund für Sehnenschäden. Überlastungen in jeglicher Form sollten zur Gesunderhaltung des Pferdes unbedingt vermieden werden. Therapiegamaschen können die Präventionsmaßnahmen sinnvoll ergänzen.
Inhalt
Was sind Therapiegamaschen für Pferde?
Therapeutische Gamaschen sind Gamaschen mit besonderen Funktionen, die über den Schutz vor stumpfen Traumata hinausgehen. Sie können entweder kühlend, wärmend oder sogar massierend am Pferdebein wirken. Je nach Krankheitsbild des Pferdes bieten sich unterschiedliche Gamaschentypen an.
Trotz ihrer unterschiedlichen Funktionsweise haben Therapiegamaschen das Ziel, die Durchblutung an den Pferdebeinen zu verbessern. Der Blutfluss fällt an den unteren Beinen eher gering aus, da sich hier nahezu ausschließlich Sehnen, Bänder und Knochen entlangziehen. Diese liegen unter einer nur dünnen Hautschicht verborgen und sind damit äußeren Einflüssen nahezu schutzlos ausgesetzt. Kommt es im Bereich der Beine zu einer Verletzung verzögert sich aufgrund der geringen Durchblutung die Regeneration. Zwar gibt es unterschiedliche Arten von therapeutischen Gamaschen, die auch bei unterschiedlichen Krankheitsbildern eingesetzt werden. Allerdings haben sie das allgemeine Ziel, die Durchblutung in den Beinen zu fördern und den Heilungsprozess zu unterstützen.
Welche Arten von Therapiegamaschen gibt es?
Man unterscheidet bis zu fünf Arten von Therapiegamaschen:
- Kühlgamaschen
- Wärme- und Infrarotgamaschen
- Magnetfeldgamaschen
- Massagegamaschen
- Kompressionsbandagen
Pferdebeine nach dem Training mit Kühlgamaschen auffrischen
Kühlgamaschen eignen sich für die Thermotherapie, wobei das Pferdebein nach einer Belastung oder einer akuten Entzündung heruntergekühlt wird. Die niedrige Temperatur drosselt den Stoffwechsel auf Zellebene und somit auch die Aktivität der Zellen dort. Dadurch wird die Gefahr einer Schädigung der Strukturen ebenfalls heruntergefahren – Entzündungen werden gestoppt bzw. verlangsamt und eine Ausbreitung verhindert, da in diesem Moment die Durchlässigkeit der Blutgefäße verringert wird. Schwellungen durch die Ansammlung von entzündungsbedingter Gewebeflüssigkeit werden verhindert und Schmerzen werden aufgrund der Kältebetäubung gelindert. Wärmezufuhr würde im Falle einer akuten Entzündung die Ausbreitung dieser nur verstärken. Daher sollten Sehnen- und Bänderschäden wie auch Infektionen im akuten Zustand gekühlt werden.
Damit es zum kühlenden Effekt kommt, sollte das Bein der Kälte mindestens 10 Minuten ausgesetzt sein. Wird die Kälte nach der Behandlung entfernt, kommt der Blutfluss vermehrt in Wallung und bedingt den beschleunigten Abtransport von ungewollten Entzündungsstoffen.
Kühlgamaschen sind in der Regel dick gepolstert, um den Kälteverlust an die Umwelt zu minimieren. Damit sind sie um einiges effektiver als ein normaler, kalter Wasserstrahl, der oftmals nur die oberen Strukturen erreicht, jedoch nicht in die Tiefen geht.
Achtung!
Aufgrund der ausgedehnten Speicherkapazität der Kälte der Gamasche darf das Pferdebeine nicht dauerhaft gekühlt werden. Durch die Schmerzlinderung, die die Kälte mit sich bringt, wird die scheinbare, wiedergewonnene Beweglichkeit mit einer beschleunigten Regeneration verwechselt. In Wirklichkeit nimmt die Elastizität und Beweglichkeit des beschädigten Gewebes durch die Kälte ab und wird zu wulstigem und verhärtetem Narbengewebe. Um dies zu vermeiden, sollte nur im akuten Zustand einer Verletzung gekühlt werden.
Kühlgamaschen können aus unterschiedlichen Bestandteilen bestehen, die jedoch denselben Effekt haben. Sie können aufgebaut sein aus:
- Spezialgranulat
- Kühlgel
- Einschubtasche mit Kühlpad
- mehrere separate Kühlkammern mit Kühlpads
- Alternative: Kühlbandagen
Besteht das Innenleben einer Kühlgamasche aus Spezialgranulat quillt dieses im kalten Wasserbad zu einer Gelmasse auf, das sogar mehrere Tage die Kälte speichern kann. Der Vorteil: Das Granulat kann auch für die Wärmetherapie genutzt werden, indem das Granulat durch warmes Wasser aktiviert wird.
Gamaschen mit Kühlgel werden für circa eine halbe Stunde vor der Anwendung in den Gefrierschrank gelegt. Anschließend hält der kühlende Effekt am Pferdebein bis zu 30 Minuten. Des weiteren gibt es Gamaschen mit Einschubtaschen, in die handelsübliche Kühlpads eingesteckt werden. Besitzen Kühlgamaschen mehrere separate Kühlkammern, lassen sich die darin enthaltenen Kühlpads nicht herausnehmen – diese sind eingenäht.
Der Unterschied zwischen einer Kühlbandage und einer Kühlgamasche ist, dass eine Bandage die Kälte nicht so lange speichern kann wie eine Gamasche. Das spezielle Innenmaterial einer Kühlbandage wird kurz in eine Schalte (kaltes) Wasser gelegt und anschließend ausgewrungen. Danach wird das Pferdebein wie mit einer normalen Bandage umwickelt
Infrarot- und Wärmegamaschen für Pferde
Das Pendant zu Kältegamaschen sind Infrarot- und andere Wärmegamaschen. Sie enthalten in der Regel Keramikpartikel, die die Körperwärme des Pferdes absorbieren und auf Infrarotebene reflektieren. Die Wärme trägt positiv dazu bei, dass sich Verspannungen lösen und das Schmerzempfinden in den Sehnen und Knochen gelindert wird. Die Durchblutung wird gefördert, was die Regeneration unterstützen und damit Verletzungen vorbeugen kann.
Das Pferd sollte schrittweise an Infrarotgamaschen mit Keramikpartikeln gewöhnt werden. Belasse die Gamaschen in den ersten drei Tagen für maximal 4 Stunden am Bein und steigere die Anwendung langsam auf 8 Stunden. Nach der Eingewöhnungsphase können die Gamaschen sogar dauerhaft getragen werden.
Gamaschen mit eingeschmolzener Keramikfaser gibt es in unterschiedlichen Ausführungen:
- Stallgamaschen
- Paddockgamaschen
- Arbeitsgamaschen
- Bandagierunterlagen
- Sprunggelenkschoner
- Karpalgelenksschoner
- Fesselgelenk-Schutz (besonders gut bei Erkrankungen der Hufrolle oder des Hufgelenks geeignet)
- Kompressionsbadagen
Infrarotgamaschen sind nicht nur nach Abklingen einer akuten Sehnenverletzung hilfreich. Besonders bei chronischen Beschwerden des Bewegungsapparats können sie schmerzlindernd wirken und werden deshalb besonders gerne bei Arthrosepferden angewandt.
Arthrose kommt bei Pferden häufig im Bereich des Sprunggelenks vor (auch Spat genannt), weshalb sich hierfür Sprunggelenkschoner mit eingearbeitetem Keramik eignen. Sie stützen und liefern gleichzeitig Wärme, was gelenkskranken Pferden sehr gut bekommt.
Nicht nur bei chronisch kranken Pferden sind Wärmegamaschen wertvolle Helfer. Sie eignen sich auch als Vorbereitung auf das Training, um die Sehnen und Bänder geschmeidig zu machen und somit Verletzungen durch einen „Kaltstart“ zu verhindern. Wärmegamaschen können während der Aufwärmphase unterstützend wirken. Dennoch ist eine ordentliche Aufwärmphase mit lösenden Übungen unabdingbar, da die Gelenkflüssigkeit erst in der Bewegung gebildet und verteilt wird. Diese Aufgabe können Infrarot- und Wärmegamaschen nicht übernehmen.
Magnetfeld-Gamaschen für Pferde
Bei Magnetfeld-Gamaschen kommen meist Dauermagneten zum Einsatz, die vor allem bei Verletzungen und Prellungen am Pferdebein die Regeneration begünstigen. Die integrierten Magnete erzeugen ein Magnetfeld, das auf Zellebene den körpereigenen Stoffwechsel ankurbelt, was wiederum die Durchblutung anregt.
Die Vorgänge in den Zellen laufen über elektromagnetische Ladung und Entladung ab. Gerät dieses ausbalancierte System ins Ungleichgewicht, beispielsweise durch Stress, Verletzungen oder Entzündungen, dann müssen die Zellen mehr Energie als gewöhnlich für den Heilungsprozess aufbringen. Die körpereigenen, elektrischen Impulse reichen dann nicht mehr aus. Die Permanentmagneten von Magnetfeld-Gamaschen unterstützen die Zellen in der Mikrozirkulation, wodurch die Strukturen besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und gleichzeitig Schad- und Giftstoffe abtransportiert werden.
Magnetfeld-Gamaschen eigenen sich bei Sehnen- und Bänderverletzungen, Knochenverletzungen und -brüchen sowie Spat (Arthrose im Sprunggelenk) oder bei Problemen mit dem Lymphfluss.
Aber auch gesunde Reit- und Sportpferde profitieren von der Magnetfeldtherapie. Denn gerade nach der sportlichen Anstrengung, wenn sich Schlacken wie Lactat angesammelt haben, helfen Magnetfeld-Gamaschen beim Abbau dieser und wirken Ermüdungserscheinungen und dadurch bedingten Verletzungen vor.
Mit Massagegamaschen dem Pferd etwas Gutes tun
Massagegamaschen enthalten Vibrationselemente, die mithilfe eines Akkus betrieben werden. Sie können nach Gebrauch entfernt und wieder neu aufgeladen werden. Die Massagegamaschen der meisten Hersteller lassen sich in drei verschiedene Programme einstellen, die sich in der Dauer und Intensität unterscheiden.
Die Vibration fördert die Durchblutung, indem es die manuelle Massage nachahmt. Die Durchblutung mitsamt dem Lymphsystem wird angeregt und Schwellungen durch Ansammlungen von Gewebsflüssigkeiten abgebaut.
Oftmals kombinieren Massagedecken die Vibration mit Kälte oder Wärme, um einen höheren und schnelleren Regenerationseffekt zu erzielen. Vor allem bei Arthrosepferden eignet es sich, die Massage durch Wärme zu unterstützen. Zugeführte Kälte schafft Abkühlung und Erholung nach einer Anstrengung.
Massagegamaschen eignen sich zur Behandlung von Sehnenschäden und Zerrungen. Zudem können sie vor und nach dem Training eingesetzt werden, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Die Gewebestrukturen werden durch die Massage elastischer und damit strapazierfähiger.
Auch bei Massagegamaschen gilt höchste Vorsicht bei Knochenbrüchen, Infektionen und akuten Einschüssen. Die gesteigerte Durchblutung verschlimmert deren Krankheitsgrad, weshalb hierbei von Massagegamaschen abgesehen werden sollte.
Unser Tipp: Die Ice-Vibe by HORSEWARE Therapiegamaschen enthalten nicht nur Vibrationselemente, sondern werden inklusive 2 Kühl- und Wärme Einlagen geliefert. Mit diesen Gamaschen lässt sich eine Massage der Sehnen mit einer Kryotherapie kombinieren.
Kompressionsbandagen bei angelaufenen Pferdebeinen
Kompressionsbandagen wirken wie Kompressionsstrümpfe im Humanbereich. Derartige Bandagen bieten sich vor allem während der Zeit einer Boxenruhe an. Das Lauftier Pferd ist nicht für lange Stehzeiten gebaut, weshalb eine vom Tierarzt verordnete Boxenruhe zwar der akuten Verletzung hilft, jedoch weitere Erkrankungen nach sich ziehen kann. Angeschwollene Beine aufgrund angesammelter Flüssigkeit, Ödeme und Spannungsschmerzen sind die Folge. Der entstehende Lymphstau kann der Heilung der eigentlichen Verletzung (z.B. Sehnenschaden) hinderlich sein.
Die Kompressionsbandage presst die Gefäße zusammen und übt von außen einen genau definierten Druck aus. Kommt das Pferd zusätzlich in Bewegung, spannt also die Muskeln an, wird der Druck in den Gefäßen weiter erhöht und damit der Druck in den Gefäßen selbst.
Der Durchfluss wird verstärkt, der Abtransport von Lymphflüssigkeit und Giftstoffen verbessert. In Folge dessen gehen Schwellungen, Gallen und Ödeme zurück und das Pferdebein gewinnt seine schlanke Form zurück. Außerdem sind Kompressionsbandagen eine Entlastung bei chronischen Phlegmonen, Sehnenerkrankungen, Hufrehe, Mauke, Wunden und Narben.
Achtung!
Nicht bei akuter Phlegmone, Tumoren, akuten Infektionen, Fieber, Herzschwäche oder Schilddrüsenüberfunktion verwenden. Diese stören den Lymphabfluss, der durch den Gebrauch von Kompressionsbandagen eigentlich gefördert wird. Daher sollte bei diesen Krankheitsbildern von einer Kompressionsbandage abgesehen werden.
Besonders effektiv sind Kompressionsbandagen im Rahmen einer ganzheitlichen Behandlung. Kompressionsbandagen in Verbindung mit einer manuellen Lymphdrainage (sanfte Massagetechnik zur Auflösung eines Lymphstaus) und Bewegung sind unvermeidlich. Der Einsatz sollte, wie bei allen eingesetzten therapeutischen Gamaschen und Bandagen, stets mit dem Tierarzt abgesprochen werden.