Die Turniervorbereitung

Du hast mit deinem Pferd in den letzten Monaten reiterlich so einige Meilensteine erreicht und ihr möchtet eure Leistungen auch gerne in einem Wettbewerb abfragen und euch mit anderen messen? Dann wird es Zeit für eine erste Turnierteilnahme! Für Reitturnierneulinge kann die Planung und Organisation eine große Herausforderung werden. Welche Voraussetzungen muss ich für die Turnierteilnahme erfüllen? Wie sollte mein Turnieroutfit aussehen? Was muss ich beim Transport bedenken?

Springreiter bei der Turniervorbereitung

In diesem Ratgeber begleiten wir dich von der Erstellung eines Trainingsplans für die Turniervorbereitung bis zur Versorgung deines Pferdes nach dem Wettbewerb bei deinem ersten Turnierstart!

Wichtige Unterlagen für das Reitturnier

Für eine Turnierteilnahme müssen einige Bedingungen erfüllt sein. Damit du unmittelbar vor dem Turnier nicht etwas Wichtiges vergisst, solltest du dich im Vorfeld um die benötigten Turnierunterlagen kümmern, damit du dich im Anschluss voll und ganz auf die Vorbereitung konzentrieren kannst.

Reitturnieranfänger sind zumeist von den ausführlichen Turnierausschreibungen irritiert. Wir zeigen dir im Überblick, welche Voraussetzungen für dein nächstes Reitturnier erfüllt sein müssen.

Notizbuch

Bei Turnieren nach der Österreichischen Turnierordnung (kurz ÖTO) handelt es sich um pferdesportliche Veranstaltungen. Neben den typischen Disziplinen Springen, Dressur, Vielseitigkeit, Fahren und Voltigieren werden von der ÖTO u.a. auch Distanzreiten und mehrere Westerndisziplinen ausgetragen. Alle Pferde, die an Turnieren in Österreich teilnehmen, müssen als Turnierpferd im Pferderegister des Österreichischen Pferdesportverbandes (OEPS) eingetragen sein. Besitzer von Pferden, die nicht registriert sind, müssen zuvor die Bearbeitungsgebühr direkt bei der Meldestelle verrichten und den Pferdepass mit allen Impfungen vorlegen. Anschließend erhalten sie für das eine Turnier eine Y-Nummer. Die Ergebnisse werden dann jedoch nicht von der OEPS erfasst.

Grundsätzlich müssen alle Turnierpferde eine Haftpflichtversicherung aufweisen, zu deren Nachweis eine Kopie der Versicherungspolizze mitzuführen ist. Am besten legst du ihn in den Pferdepass, der ohnehin als Identifikationsmittel des Pferdes und seines Impfstatus auf keinem Turnier fehlen darf.

Mitgliedschaft in einem Reitverein ist fürs Turnier ein Muss

Für alle Arten von Bewerben wird die Stamm-Mitgliedschaft in einem Verein, der dem OEPS angeschlossen ist, vorausgesetzt. Erst dann kann der Reiter die benötigte Reiterlizenz beantragen und ausgestellt bekommen.

Darüber hinaus ist der Besitz eines Reiterpasses für die Turnierteilnahme nachzuweisen. Der Reiterpass ist Voraussetzung für die aufbauenden Reiterlizenzen, die in vier Stufen unterteilt sind. Weitere Infos dazu findest du im nachstehenden Abschnitt.

Zu den pferdesportlichen Veranstaltungen zählen nicht nur Turniere zum Leistungsvergleich, sondern auch breitensportliche ?Pferde-Sport & Spiel? Veranstaltungen, die den korrekten Umgang mit dem Pferd oder Pony überprüfen und die jungen Reiter an den Turniersport heranführen. Für breitensportliche Veranstaltungen muss eine Startkarte vorgezeigt werden, die auf die jeweilige Disziplin ausgestellt wird.

Welche Prüfungsklassen darf man mit welcher Reiterlizenz reiten?

Für die Teilnahme an Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitsprüfungen ist eine Reiterlizenz erforderlich, die durch eine Lizenzprüfung bzw. die erfolgreiche Teilnahme an Turnieren (Platzierungen) erreicht wird. Die Reiterlizenzen werden in Stufen von 1 bis 4 unterteilt. Für jede Stufe sind andere Voraussetzungen gegeben, die du in der ÖTO nachlesen kannst. Generell wird mit der R1 Lizenz für die Klassen A und L gestartet. Durch die Turnierteilnahme und Platzierung werden Punkte gesammelt, sodass irgendwann die höhere Stufe R2 erreicht wird.

Folgend findest du eine Übersicht, welche Klassen du mit welcher Reiterlizenz du reiten kannst.

Übersicht der Reitabzeichen für Einstufung in Prüfungsklassen

Eine vollständige Übersicht der Reiterlizenzen findest du in der ÖTO unter §15.

Checke für das Turnier den Impfstatus deines Pferdes

Tierärztin verabreicht Pferd im Stall eine Impfung

Neben der Registrierung bei der OEPS ist der Impfschutz des Pferdes für den Turnierstart relevant. Jedes Pferd muss vollständig gegen Pferdeinfluenza geimpft worden sein, wobei die Auffrischungsimpfung nicht länger als 6 Monate und 21 Tage zurückliegen darf. Daher ist zu jedem Turnier der Pferdepass mitzuführen. Hiermit kann nicht nur der Impfstatus durch den entsprechenden Turniertierarzt nachgeprüft werden, sondern auch das Pferd identifiziert werden.

Kontaktiere für mehr Informationen zur Grundimmunisierung und zu den Auffrischungsimpfungen deines Pferdes den behandelnden Tierarzt!

Die Nennung fürs Reitturnier – wie gehe ich vor?

Bevor es losgeht, muss das Turnier genannt werden. Die Nennung beim OEPS erfolgt über das Zentrale Nenn-System (eZNS), wobei gleich das Nenngeld entrichtet wird. Bei Turnieren und Bewerben ohne eZNS ist die Form der Nennung in der Ausschreibung geregelt.

Nennschluss fürs Turnier beachten!

Bei Turnieren der Kategorie A und B, die über das eZNS genannt werden, wird der Nennungsschluss auf den dritten Montag vor Turnierbeginn gelegt. Turniere der Klasse C, die nicht über das eZNS genannt werden, wird der Nennungsschluss vom Veranstalter festgelegt.

Meldeschluss nicht verpassen!

Die Nennung alleine reicht nicht aus. Am Turniertag musst du dich bei der entsprechenden Meldestelle in die Startliste eintragen lassen. Damit erklärst du sozusagen die Startbereitschaft für dich und dein Pferd. Die genaue Deadline für die Meldestelle variiert von Turnier zu Turnier, daher lohnt sich ein Blick auf die Zeiteinteilung des Turniers.

Tipps für das Turniertraining

Eine auf Reiter und Pferd abgestimmte Turniervorbereitung ist wichtig, um sich auf den großen Tag einzustimmen. Dabei sollte man sich nicht nur mit den geforderten Aufgaben und Lektionen der Prüfung auseinandersetzen, sondern auch andere wichtige Punkte wie den Transport zum Veranstaltungsort oder die ungewohnte Umgebung und die vielfältigen Reize am Turniertag berücksichtigen und das Pferd – sofern es nicht an solche Situationen gewöhnt ist – behutsam an seine neue Aufgabe als Turnierpferd heranführen.

Reiterin mit Pferd bei Gelassenheitstraining

Wer also auch unabhängig von der Turnierteilnahme langfristig an einer harmonischen Reiter-Pferd-Beziehung arbeitet und Gelassenheitsarbeit und Verladetraining in die Arbeit mit dem Pferd einfließen lässt, hat schon mal einen wichtigen Grundstein für einen reibungslosen Ablauf am Turniertag gesetzt.

Ist dein Pferd ein „Stubenhocker“?

Dein Pferd kennt nur die eigene Stallumgebung und hat bisher nicht viel von der (Turnier-)Welt gesehen? Dann könnte der erste Ausflug aufs Reitturnier ziemlich nervenaufreibend sein. Vielleicht hast du die Möglichkeit, während der Turniervorbereitungszeit auch mal im benachbarten Reitverein zu trainieren. So gewöhnt sich dein Pferd an unterschiedliche Reitplätze und Hallen, sieht ggf. auch andere Pferde und wird in ungewohnten Situationen sicherer. Auch durch vermehrte Turnierteilnahmen pendelt sich eine gewisse Routine bei dir und deinem Pferd ein. Insbesondere am Anfang eurer Turnierkarriere empfiehlt es sich, häufiger zu starten, damit sich dein Pferd an die Turniersituation gewöhnen kann.

Trainingsplan für die Turniersaison erstellen

Um Struktur in das Training mit deinem Pferd zu bringen und deine zu erreichenden Trainingsziele für bevorstehende Turniere immerzu vor Augen zu haben, lohnt sich die Erstellung eines individuellen Trainingsplans. Hierbei solltest du dir folgende Fragen stellen:

  • Wie ist der aktuelle Trainingsstand von mir und meinem Pferd?
  • Was ist das große Ziel, das wir erreichen wollen?
  • An welchen Reitturnieren möchte ich mit meinem Pferd teilnehmen?
  • Welche Punkte laufen gut und an welchen Punkten müssen wir noch intensiver arbeiten?
  • Wie kann ich das Training abwechslungsreich gestalten?
  • Welches Trainingspensum können mein Pferd und ich bewältigen (Alter des Pferdes, Gesundheitszustand, anderweitige Aufgaben)?
  • Wie viel Regeneration brauchen mein Pferd und ich?

Um die bevorstehende Turniersaison nachhaltig zu planen, lohnt es sich, die Vorbereitungszeit in einzelne Phasen aufzuteilen:

  • Basisarbeit
  • Vor-Turnierarbeit
  • Turnier
  • Regeneration
Übersicht Trainingsphasen

Verladetraining

Basisarbeits-Phase

Wenn es um eine nachhaltige Turniervorbereitung geht, kann man nicht zu früh beginnen. Je ferner das Reitturnier in der Zukunft liegt, desto wichtiger ist es, dass die bisher erlernten Elemente gefestigt werden, um eine gute Basis für neue Lektionen und Aufgaben zu schaffen. Auch ist dann noch ausreichend Zeit verfügbar, um sich großen Themen wie Verladetraining oder Gelassenheitsarbeit zu widmen, die grundsätzlich immer wieder aufgegriffen werden sollten, um Routinen entstehen zu lassen. Dieser Teil der Turniervorbereitung sollte ca. 50 % der verfügbaren Zeit in Anspruch nehmen.

Da hier bereits erlernte Grundlagen abgefragt werden und noch viel Zeit bleibt, kannst du das Training bei hoher Frequenz etwas langsamer angehen lassen.

Vor-Turnierphase

Je näher das Turnier rückt, desto spezifischer sollte das Training auf die neu zu erlernenden Lektionen ausgerichtet sein. Hierbei sollte ebenfalls genug Puffer eingeplant werden, damit auch bei den neuen Trainingselementen Routinen entstehen, ohne unter Zeitdruck zu geraten, sprich um die 30 % der verfügbaren Zeit bis zum Turnier. Je intensiver die Arbeit mit dem Pferd wird, desto kürzer sollten die Trainingseinheiten ausfallen, damit dein Pferd nicht mit den neuen Inhalten überreizt wird. Danke auch an ausreichend Pausen. Das Pferd sollte auch mal einen freien Tag haben, an dem es auf der Weide regenerieren kann und sich frei nach seinem natürlichen Schema bewegen kann.

Pferd während Training auf Reitplatz
Turnierreiterin im Sattel

Turnierphase

Ja, auch das Turnier gehört zur aktiven Trainingsphase für dich und dein Pferd. Schließlich hört ihr danach nicht auf mit der Arbeit und in den meisten Fällen bleibt es ja nicht bei einem Turnierstart, sondern es geht danach weiter mit der Vorbereitung für das nächste Turnier. Am Turniertag ist dein Pferd der höchsten Belastung ausgesetzt, sowohl mental durch die äußeren ungewohnten Reize als auch durch das korrekte Abfragen der neuen Aufgaben. Die Trainingsintensität und -frequenz sollte daher in den Tagen zuvor angepasst werden und genug Elemente zur Regeneration eingeplant werden, damit die allgemeine Belastung in der Woche vor dem Turnier nicht zu groß wird.

Das bedeutet aber nicht, dass das Pferd nicht bewegt werden soll. Ein gemeinsamer Spaziergang, eine Führanlagen-Einheit oder auch ein kleiner Ausritt sorgen für Bewegung ohne Überforderung. Der Zeitraum der aktiven Turnierphase macht ca. 10 % der Turniervorbereitung aus.

Regenerationsphase

Nach dem Turnier ist vor dem Turnier. Der erste Höhepunkt eures gemeinsamen Trainings liegt nun hinter euch, nun ist für euch beide etwas Zeit um durchzuatmen und das gemeinsame Erlebnis Revue passieren zu lassen. Dein Pferd sollte nun Zeit haben, um zu regenerieren, moderates Bewegen ohne jeden Trainingsanspruch sollte in den ersten Tagen nach dem Turnier auf dem Plan stehen, ca. 10 % des gesamten Turniervorbereitungszyklus gehen somit an eine angemessene Regenerationsphase. Koppelgang, ein Spaziergang oder Ausritt sorgen für einen psychischen und physischen Ausgleich nach der anspruchsvollen Phase.

Pferd grast auf der Weide

Zeit für die Turniernachbereitung

Nutze die Regenerationsphase sinnvoll, um den Ablauf des Turniers noch mal zu analysieren. Vielleicht kann jemand ein Video von deinem Turnierstart aufnehmen, sodass du genau auswerten kannst, wo reiterlich Potenziale auszuschöpfen sind. Lasse auch das Drumherum Revue passieren. Wie hat das Verladen und der Transport geklappt? Wie ist dein Pferd mit der ungewohnten Umgebung und den fremden Reizen umgegangen

Ein Geheimrezept für das Erstellen eines Trainingsplans gibt es nicht. Jeder organisiert sich auf eigene Weise und auch die Bedürfnisse und der Ausbildungsstand von Pferd und Reiter sind zu individuell, um allgemeingültige Vorgaben zu machen. Einige schwören darauf, ihre Turniervorbereitung vom Turniertag ausgehend „rückwärts“ zu planen. Andere wiederum teilen ihre Vorbereitungsphasen in Drei-Monats-Zyklen ein und definieren innerhalb der einzelnen Phasen kleinere Zwischenziele.

Damit du deinem Pferd während der Vorbereitungsphase Abwechslung bieten kannst, empfiehlt es sich, einzelne Trainingselemente in Themengruppen zu definieren, sodass diese im Bausteinprinzip immer wieder in deinen Wochenplan integriert werden können und du den Überblick über die zu erlernenden Kompetenzen behältst.

Um die Arbeitsbelastung deines Pferdes immer auf einem ähnlichen Niveau zu behalten, kann man die Intensität der einzelnen Trainingselemente mit einem individuellen Punkte-System bewerten und versuchen, das Punkte-Level Woche für Woche aufrecht zu erhalten. Auch die Turnierprüfungen sollten hier in den Trainingsplan integriert werden. Da die Arbeitsbelastung bei den Prüfungen meist ihren Höhepunkt erreicht, sollte man in den Tagen zuvor das Arbeitspensum etwas herunterfahren, damit dein Pferd körperlich und mental nicht überfordert ist.

Dieser Themenplan kann z.B. so aussehen:

Übersicht Trainingsplan

Aus dieser Übersicht heraus, die individuell für jedes Pferd-Reiter-Paar zusammengestellt werden kann, erstellst du dann bausteinweise deinen Wochenplan.

Mit unseren Vorlagen kannst du ganz individuell und unkompliziert deinen Turniervorbereitungsplan erstellen. Mit der Wochenplan-Vorlage kannst du dir wöchentlich eine Übersicht für dein tägliches Training erstellen. Die Definition von individuellen Wochenzielen hilft dir dabei, den Fokus zu erhalten. Das schriftliche Festhalten von erreichten Meilensteinen hilft dir, dich für das Training zu motivieren.

Hier geht’s zum kostenlosen Download: